Dienstag, 5. August 2008

Ooooooooooooooom

Das bizarrste „Kompliment“, das man mir einmal gemacht hat, lautete wie folgt:

Du wärst eine gute Geiselnehmerin.

Hintergrund hierzu war meine Reaktion auf irgendeinen Film, in dem eine Gruppe von Menschen als Geiseln genommen wurde. Da saß man nun, unter vergleichweise guten Bedingungen, trocken, warm und satt- und eine der Geiseln fing an zu jammern. Verständlicherweise.

Woraufhin ich sagte: So, und das wäre es dann gewesen- ich würde sie erschießen. Sofort.

Da fiel dann besagte Äußerung.
Der Äußerer, befragt, warum er dieser Ansicht sei, meinte, dass man sich mit so einer Handlung wenigstens die Ruhe erkaufe, die man brauche, um so eine Situation zu überstehen.

Das mag wohl sein, die psychologischen Mechanismen, die in so einer Gruppe herrschen, sind mir klarerweise nicht so vertraut- schließlich ist Geiselnahme nicht eines meiner Hobbies.
Meine Aussage, dass ich diese klagende Frau sofort erschossen hätte beruhte nicht etwa auf Kalkül und Nachdenken. Sondern auf schlichtem Adrenalinüberschuss. Die Dame wäre ein Opfer meiner Hormone geworden- und meines hervorstechendsten Charakterzugs:
Ungeduld.

Bisher hat diese Ungeduld noch nicht zum Tode von Menschen geführt. Jedoch steht zumindest ein Bonsai auf der Opferliste, der meine ungeduldige Intensiv-Pflege nicht überlebt hat.

Außerdem zu beklagen:
Das sang- und klanglose Dahinscheiden von Millionen guter Vorsätze.
Die haben eins gemein: Meist braucht es einen langen Atem, um diese Vorsätze erfolgbringend umzusetzen.

Genau so schnell, wie sie gefasst sind, sind sie jedoch wieder vergessen, was auch etwas mit Konzentration zu tun hat, die ich ebenfalls nicht habe.

Kennt noch einer das alte Monty-Pythons-Computerspiel, bei dem man auf dem Bildschirm aus Löchern auftauchenden Wesen möglichst schnell mit einem Hammer eins aufs Haupt geben muss? Bei dem Versuch, sie alle zu erwischen kriegt man irgendwann den Drehwurm und kann nicht mehr.
Genau so komm ich mir auch oft vor. Immer schreit irgendwas anderes „Hurra, komm und mach mich fertig“, und überall tun sich neue Baustellen auf, die die Aufmerksamkeit auf etwas anderes ziehen- und dann steht man da, erledigt und ausgepowert, und so richtig eins auf die Mütze hat nur einer bekommen: Ich.
Inzwischen ist es so, dass ich mich kaum traue, mir was vorzunehmen- denn das erledigt sich oft mit bitterer Konsequenz und scheitert rasch an irgendwelchen Realitäten, nicht zuletzt an der Diskrepanz zwischen dem Ist-Zustand und dem Ziel, sowie meinen eigenen Fähigkeiten, beides einander anzugleichen.

So., fragt sich die geneigte Leserschaft vielleicht- und was soll das jetzt?

Tja. Ich versuche gerade, mich in Geduld zu fassen. Geduld in Bezug auf das angestrebte Ziel, mich fitter und leichter durch die Welt zu bewegen. Und ich merke, dass die euphorische Motivation, die ich hatte, gerade mal sechs Wochen angehalten hat- geradezu lächerlich im Vergleich zu 45 Jahren Vernachlässigung.
Jetzt ist Geduld angesagt.
Verstandesmäßig ist mir das sehr, sehr klar, aber Verstand war noch nie mein Problem.
Ich habe auch das Ziel nicht umdefiniert.

Also. Hat mal jemand einen Eimer Geduld für mich?


Oder auch:
Lieber Gott. Mach mich geduldig. Aber sofort.




*seufz*


Lily

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wann hast Du Deine guten Vorsätze in puncto Fitness über Bord geworfen? Auf der "Party statt Poltern" hast Du doch noch erwähnt, dass Du am nächsten Tag zum Sport wolltest. Vielleicht ist das Problem nicht die Geduld, sondern das Nicht-sofort-übertreiben-weil-man-es-sonst-schnell-leid-ist?
lG
Time

Anonym hat gesagt…

ich schieb dir erst mal nen Eimer Geduld rüber...ich brauche zwar gerade selbst meinen kompletten Vorrat, aber ich teile gerne *g*

Lily hat gesagt…

@ Time:
Nee, halt, da hast du was falsch verstanden. Ich hab nichts über Bord geworfen- es geht mir nur alles nicht schnell genug! Und ich überlege, was ich noch machen kann.
Ich weiß aber aus Erfahrung, dass NOchMehrMachen nicht Sinn der Sache ist. Sonst bin ich demnächst wirklich nur noch im Jogger unterwegs. Und das wäre irgendwann undurchhaltbar, das würd ich dann bestimmt leid.

Also, derzeit mach ich munter weiter. Und Spaß? Macht es auch noch.
Ich will einfach nicht ungeduldig werden und dann übertreiben. Da ist das ein genauso gutes Übungsfeld wie alle anderen denkbaren Gebiete. Plus: Ich kann das Ziel alleine erreichen, da mischt kein anderer mit.
Und das ist doch schonmal was.

@DieBraut: Danke,danke,danke!!!
Oooooooooooooooommmmmmmmmm


Lily

Lars hat gesagt…

Ich hatte nicht die Geduld dies zu Ende zu lesen, oder war das dass ich hatte nicht die Konzentration? Ach, jetzt weiss ich nicht was ich mache und kann nicht warten bis ich damit fertig bin.

Geiselnehmen als ein Hobby habe ich noch nicht in Erwägung gezogen. ist aber besser wenn ich sowas nicht tun würden, Keinen würden überleben.

(Wortbestättigung..mnarsse, interessant.)

Meise hat gesagt…

Durchhalten!!!! Weitermachen!!!
Seien Sie mein Vorbild, bittebitte! *schluchz*

Half das? *Wimperklimper*

Lily hat gesagt…

Huch, Frau Meise, da bin ich aber gerührt. Ist ein ganz neues Gefühl für mich, als sportliches Vorbild zu dienen:-)
Das hätte meine alte Turnlehrerin lesen müssen- sie wär aus dem hysterischen Anfall gar nie wieder aufgetaucht.
Aber keine Angst. Ich mach weiter. Allein schon, weil noch 7 Jeans in Größe 40 meiner harren. Die alle noch fast neu sind (sieht man mal wieder, wie schnell man zunehmen kann...)
Eins ist jedoch klar: Die Yoga-CD muss endgültig abgestaubt werden. Zum Geduld lernen.

Lily

Meise hat gesagt…

Da bin ich aber beruhigt.
Und angespornt!
Morgen geh ich wieder hin! Zum Sport. ;)