Sonntag, 28. Oktober 2007

Four furry friends


Das Tier links ist Karlchen, und das ist das Fellgesicht, das mir sagt, dass er auf den Arm will. Er ist der einzige meiner Fellnasen, der das möchte. Am liebsten stundenlang, unter heftigem Schnurren seinerseits und ebensolchem Kraulen meinerseits.
Er ist knapp sechs Monate alt, und weiß noch nicht, dass ihm in ungefähr einem Monat die Entbömmelung bevorsteht. Schließlich hat Mensch noch etwas anderes zu tun als Markierungsspuren eines potenten Katers zu entfernen. Mal abgesehen von der Vergeblichkeit dieser Bemühungen.




Auf dem rechten Foto ist er mit seinem besten Freund Paul zu sehen. Die zwei lieben sich offenbar. Wenn sie sich nicht gegenseitig putzen oder nebeneinander in komatösem Katzenschlaf liegen, gibts hier Katzenrodeo: Paul, fast 10 Kilo schwer (alles Muskeln, sagt er), rast wie ein Gestörter durch die Wohnung und hat Karlchen am Hals hängen.







Rechts ist Emily zu sehen, das einzige Mädchen in der Bande. Leider hat sie keinen wirklichen Einfluss auf die eher schlecht erzogenen Kater. Sie ist auch die einzige, die nicht unbedingt rein will, wenn ich im Badezimmer bin. Hat halt Manieren :-)








Und das ist Eddie, Nummer vier. Eddie und Paul sind Wurfgeschwister, die sich so ähnlich sehen, dass es Jahre gedauert hat, bis ich ihnen Namen geben konnte. Inzwischen kann ich sie unterscheiden. Beide haben geringelte Waschbärschwänze, Eddies endet jedoch mit einem hellen Kringel, Pauls mit einem dunklen. Na ja, und Eddie wiegt nur 7 Kilo. Paul ist auf dem obigen Bild rechts unten zu sehen. Er ist halt etwas kräftiger. Das liegt an seiner Vorliebe für Trockenfutter. Eddies Lieblingsplatz ist in 2,30 Meter Höhe auf dem Kühl-Gefrier-Kombinations-Schrankdings. Da hat er seine Ruhe. Old Lady Emily schaffts nicht mehr bis da oben hin, Paul ist für solche Sprünge nicht zu haben, und Karlchen kriegt das noch nicht hin. Eddie ist eine nervöse Seele, sobald irgend etwas passiert, was er nicht kennt, kriegt er Riesen-Stress-Pupillen und wird rappelig. Paul zieht dann in den Kleiderschrank, und Emily verzieht sich erstmal in einen Korb oder die Höhle im kleinen Kratzbaum. Die hat nur eine Öffnung, da ist es leicht, die Kontrolle zu behalten.
Nur Karlchen, unverdrossen, befreundet sich mit allem und jenem. Zum Glück ist er nicht sensibel, denn er hat oft eins auf die Mütze bekommen, als er noch kleiner war. Das hat er nicht übel genommen, sondern unverzagt weiter genervt.
Paul ist sich nicht darüber im Klaren, dass er locker die ganze Horde zum Frühstück verspeisen könnte, wenn er wollte.
An dem teilweise bizarren Verhalten der drei Großen bin ich schuld. Als die damaligen Zwerge Paul und Eddie zu uns kamen, bestand die Meute aus zwei älteren Pelznasen, Emily und ihrem Bruder Henry. Henry ist auf dem Bild über dem Archivverzeichnis zu sehen, er ist der graue Kater, der da mit Eddie Yin und Yang spielt. Die beiden Oldies, Jahrgänge 1993 und 1994, kamen aus einem Haushalt mit 12 Katzen, der leider aufgelöst werden musste. Mein Sohn und ich wollten Katzen, aber keine Jungtiere (weil wir beide tagsüber unterwegs waren, und Jungtiere mehr Betreuung brauchten, als wir leisten konnten) und es sollten zwei sein- ein Einzeltier wäre zu einsam gewesen. Also: Einzug Emily und Henry, and they lived happily ever after.
Die beiden waren, glaube ich, ganz glücklich. Emily ist vom Wesen her eher eine Einzelkatze, ihr Bruder war ein Kampfschmuser der ganz besonders durchsetzungsfähigen Sorte. Sie sind bzw. waren Exotic-Shorthairs, also Kurzhaarperser. Im Gegensatz zu dem, was man so von Persern behauptet, war Henry ein sehr, sehr gesprächiger Vertreter seiner Art. Sein Lieblingsplatz war mein Schoß, vor allem, wenn ich am Rechner saß. Er ist im Juni an Nierenversagen gestorben, und er fehlt immer noch.
Vor zwei Jahren kamen Eddie und Paul dazu- eine liebe, inzwischen verstorbene Arbeitskollegin, die bereits mit ausreichend Katzen versorgt war, stellte fest, dass ihre jüngste Katze bereits beim Kastrationstermin trächtig war. Sie entschied, dass sie die Kätzchen nicht einfach töten lassen wollte, und ich bot mich an, eine aus dem Wurf zu nehmen- vier Kitten kamen zur Welt, und ich konnte mich nicht zwischen den zwei roten Katern entscheiden. Also nahm ich zwei auf...
Als die beiden zu mir kamen, waren sie siebeneinhalb Wochen alt, viel zu jung. Aber die besagte Arbeitskollegin wusste wohl, dass sie nicht mehr lang zu leben hatte, und hat dafür gesorgt, dass die Jungtiere anderweitig untergebracht wurden. Die Katzenmama selbst war auch zu unerfahren und zu jung, um sich angemessen zu kümmern. Ich hatte die Hoffnung, dass Emily sich als mütterlich erweisen würde, und dass die Jungtiere somit ausreichend Betreuung hätten. Leider hatte ich die Rechnung ohne mich gemacht.
Der Anblick dieser Zwerge (und so hießen sie, 9 Kilo hin oder her, bis vor drei Monaten) hat jeglichen Funken Intelligenz bei mir ausgelöscht, und ich habe sie wie eine Mutter verteidigt und mich intensiv um sie gekümmert. Ich hätte den Job besser Henry und Emily überlassen, die hätten ihnen einige Flausen ausgetrieben. Allzuviele haben sie trotzdem nicht. Allerdings hab ich auf diesem Weg Emily ein Autoritätsproblem verschafft. Denn egal was sie tut, ob sie faucht, spuckt, knurrt, schlägt oder beißt- sie wird nicht ernst genommen. Und das ist schon eine erhebliche Bürde für meine alte Dame. Sie kann tatsächlich knurren wie ein Rottweiler, aber die Jungs grinsen sich eins. Ernsthaft haben sie ihr noch nichts getan, sie stören sie einfach nur in ihrer wohlverdienten Rentenruhe. Das reicht aber schon für jede Menge Stress.
Als Karlchen dann einige Zeit nach Henrys Tod zu mir kam, war ich etwas schlauer. Ich hab mich nicht mehr eingemischt, sondern die vier das selbst aushandeln lassen, und es ist auch gut gegangen. Er war aber auch 12 Wochen alt, und somit in der Lage, sich in Sicherheit zu bringen und auch schon mal zuzuschlagen. Zudem ist er in Gesellschaft älterer Katzen aufgewachsen, und vertraut auch mit mürrischen alten Damen sowie recht wilden Katern im besten Alter. Ein gut sozialisierter, wenn auch sehr liebebedürftiger Kater, alles in allem.
Als er zu uns kam, brachte er irgendeinen Keim mit, der meine leicht verpimpelten Katzentiere (kein Freigang) sofort aus den Latschen warf. Nach drei Tagen hatte ich drei heisere, mies gelaunte Katzenmonster, die offenbar sowas wie Kopfschmerzen hatten, und nicht mal mehr piepsen konnten. Außerdem fraß man nicht. Man litt. Mit hängendem, der Wand zugekehrten Kopf. Oder in der kühlen Badewanne, denn man fieberte auch. Und der Kleine, der nervte nur.
Folgte ein Lazarettzug mit vier Katzen zum Tierarzt- Ein Erlebnis der besonderen Sorte.
Nach Gabe eines Antibiotikums und eines Schmerzmittels waren sie dann recht fix wieder fit, und ich ein ganzes Stück ärmer- der neue Kater hatte zudem einen fiesen Hautpilz mitgebracht, der zu Ende behandelt werden musste. Lazarett, ich sags ja.
Aber nichts im Vergleich zu dem zweiten Arztbesuch drei Tage später, der notwendig war, damit die Antibiotika-Gabe ordentlich abgeschlossen werden konnte. Da waren sie sämtlich wieder bei Stimme. Das Theater, das sie in ihren Kennels gemacht haben, hat allerdings dafür gesorgt, dass man uns beim Tierarzt nicht lange warten ließ. Unser Tierarzt mag Katzen, und das ist klasse, und er hat eine gute Hand mit ihnen. Da gibts kein Gehampel mit diesen Quetschkäfigen, in denen sie an ein Gitter gedrängt werden, damit sie nicht kratzen, wenn sie eine Spritze bekommen. Er hat sich selbst bei Eddie und Paul getraut, sie nur von mir beschäftigen zu lassen, während er ihnen die Injektion verpasste. Sie haben nicht mal gezuckt.
Heute ist hier die übliche Sonntags-morgens-Routine angesagt. Karl und Paul liegen zusammen auf dem Sofa, Eddie schaut Katzenfernsehen (der weiß-grau getigerte Riesenkater und die rote BKH-Katze, die draußen rumlaufen, sitzen gern unter meinem Küchenfenster. Man starrt sich durch die Thermopane-Scheiben an und fragt sich vermutlich, wie man in etwas näheren Kontakt kommen könnte), und Emily klackt etwas ruhelos mit ihren immer zu langen Krallen über das Laminat. Frieden also.
Und Zeit zu Duschen und zum Frühstücken.

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