Montag, 27. Oktober 2008

Durch das Hirn geschossen- Fragen an das Leben und an weise Leser.

In zwei Monaten haben wir Weihnachten schon wieder hinter uns.
Wer hat eigentlich beim Jahr-vorüberziehen-lassen so auf die Tube gedrückt? Früher hat es ewig gedauert, bis nach den Sommerferien endlich Weihnachten in Sicht kam, und ich wünschte, mir könnte wer erklären, warum das jetzt anders ist. Weil ein Jahr (im Vergleich zu den ganzen Jahren, die man mit Mitte 40 hinter sich hat) kein wirklich großer Anteil am Leben mehr ist?
Gehorcht das subjektive Zeitempfinden, welches die Monate an uns vorbeirasen lässt, den gleichen geheimnisvollen Regeln wie die feste Überzeugung, dass
a) es auf der Nebenspur der Autobahn immer schneller vorwärts geht, oder
b) die Tatsache, dass man immer an der Kasse ansteht, an der es am längsten dauert?

Warum waren die Sommer früher wärmer? Das waren sie wirklich, denn früher wurde der Asphalt weich, wenn die Sonne schien, und man konnte seine Sandalen drin Abdrücke hinterlassen lassen. Oder war der Asphalt anders zusammengesetzt? Und warum schreibt man heute Asfalt? Sieht so richtig blöd aus.

Warum haben meine Katzen gute zwei Jahre gebraucht, bis sie gelernt haben, meine Schlafzimmertür zu öffnen, und warum wollen sie auf einmal ständig da hinein?
Und zwar nicht, wenn ich drin bin, sondern tagsüber? Sollte ich nicht die Hauptsache in ihrem Leben sein?

Warum tut es so schweineweh, wenn man sich auf die Innenseite der Wange beißt- und warum beißt man dann meist innerhalb von 24 Stunden gleich noch ein paar Mal kräftig zu? Jetzt hab ich eine dicke Backe, und seh ein bisschen aus wie ein Tapir.

Wer hat diese bemerkenswert dämlichen Irrglauben in die Welt gesetzt, mit Einführung der Sommerzeit könne man Energie sparen? Wie einem der gesunde Menschenverstand, mal abseits von teuren Studien schon hätte verraten können, ist das morgendliche Aufstehen, egal, ob dunkel oder nicht, Pflicht. D.h. je später es bei Sonnenaufgang ist, desto mehr Leute müssen zum Beispiel das Licht einschalten, wenn sie sich morgens fertig machen. Lange Abende draußen sind jedoch Kür- es ist zwar schön, den Abend an der frischen Luft zu genießen. Aber wenn man morgens früh raus muss, wird auch nicht oft was daraus.
Ich habe den Verdacht, dass dieser ganze Unsinn nur deshalb nicht abgeschafft wird, weil es inzwischen alle so halten. Ein wunderbares Kreisargument von der Sorte, die mir den Blutdruck in die Höhe treibt.

Wie manch ein Leser vielleicht erraten hat, war das Stück „Something will remain“ eine Geschichte, die einen teilweise wahren Kern hat. Im Rahmen meiner Therapie haben die beste Therapeutin von Allen ™ und ich eine Einladung an alle meine Vergangenheiten geschrieben, und dann gab es ein paar Begegnungen der dritten Art im Rahmen von bisher zwei langen Sitzungen.
Es hat mir die sichere Erkenntnis gebracht, dass ich nicht erst mit Mitte zwanzig vom Himmel gefallen bin, sondern tatsächlich weiter zurückreiche, auch wenn ich wenig bis keine Erinnerungen daran habe. Ich fühl mich meiner Vergangenheit näher, und bekomme auf diese Art und Weise hoffentlich ein Gefühl für mich, das tiefer geht als ein schlichtes Spiegelbild oder ein Foto.
Zu glauben, dass damit manche unangenehmen und üblen Dinge einfach zu Ende sind, ist wohl etwas voreilig gewesen. Auch werden alle diese Erfahrungen mich nicht daran hindern, mich zu fühlen wie im letzten Posting: Nutzlos, als Versagerin, überflüssig.
Um das zu ändern wird ein bisschen mehr nötig sein.

Zum Beispiel Worte wie die folgenden nicht nur zu lesen, sondern zu leben:



It is not decided by votes what is true; otherwise we could never come to any truth, ever.
People will vote for what is comfortable — and lies are very comfortable because you don't have to do anything about them, you just have to believe. Truth needs great effort, discovery, risk, and it needs you to walk alone on a path that nobody has travelled before.

Osho






Lily


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Zeit vergeht im Alter schneller, weil die Erfahrungen und Tätigkeiten sich so oft wiederholen, dass es kaum noch "Higlights" gibt. Als Kind gibt es mehr Hoffnungen, Wünsche und Abenteuer, die einen eher das Gefühl des Zeitstillstands erleben lassen.

Die Sommer waren früher auch nicht nicht wärmer als heute, die Hitzeperioden aber nur länger und verlässlicher. Der Teer wird auch heute noch weich. Vielleicht nicht mehr so oft, die Regentage sind mehr geworden.

Katzen sind ziemlich doofe Tiere, intellektuell gesehen. Es musste wahrscheinlich so ein kleiner Abenteurer, wie Dein letzter Kater dazu kommen, dem einfach langweilig ist. Und sie wollen da unbedingt rein, weil es dort nach Dir riecht, sie wissen tagsüber nicht mehr, dass Du weggegangen bist.

Die Wangeninnenseite hat sehr viele Nerven, beiß Dir mal in die Zunge oder Lippe, da ist es noch empfindlicher. Und man beißt sich wahrscheinlich binnen 24 Std noch mal rein, weil die Stelle geschwollen ist und näher an den Zähnen dran ist.

Wer sich das ausgedacht hat mit der Sommerzeit weiß ich nicht. Vielleicht die Bauern, die so früher in die Gänge kommen und abends länger auf dem Acker arbeiten können?

Oh dear, ich fürchte dass nur diejenigen keine Erinnerungen von der Kindheit haben, denen es damals nicht besonders gut ging und sie deshalb irgendwann weggeblendet haben. Meine war wunderbar bis zu einer bestimmten Katastrophe, alle Bilder, Gerüche und wichtigen Erlebnisse sind so frisch wie von gestern. Aber ich wurde auch von Anfang an wirklich geliebt. Ein spätes Lob an die Großfamilie, wo die Großeltern noch die kleinen Kinder großziehen!

Paula
von der Redaktion "Wissen macht Ohjemine"

Meise hat gesagt…

Tja, Paula hat eigentlich schon alles beantwortet.
Aber, bittebitte, beschimpf dich doch nicht selbst als nutzlos, Versagerin und überflüssig!
Es schmerzt mich schon beim Lesen, wie mag es da dir gehen? Tu dir das nicht an. Sei lieb zu dir! Bitte!

Lily hat gesagt…

@Paula: Stimmt, Weihnachten ist nicht mehr so spannend, seit ich selbst das Christkind bin. Vielleicht ist es deshalb näher, weil neutrale oder unangenehme Dinge ja immer schneller angerauscht kommen als die, auf die man sich so richtig freut.
Die Katzen allerdings sind dann bestrebt, in das Zimmer zu kommen, wenn ich hier am Rechner sitze. Ein Zimmer weiter, sozusagen, und durchaus körperlich recht präsent. Wenn sie das Reinkommen auch versuchen, während ich gar nicht da bin, dann nicht erfolgreich- denn sie waren noch nie im Schlafzimmer, wenn ich nach Hause gekommen bin. Aber trotzdem sind meine Fusselköpfe bestimmt hochintelligent. Jedenfalls in ihren Bestrebungen, mir immer wieder Futter aus den Rippen zu leiern.
@ Meise: Lieb von dir- und ich beschimpf mich ja auch gar nicht. Hab mich nur so gefühlt. Aber im Unterschied zu früher, wo sowas manchmal Wochen und Monate anhielt, gehts inzwischen recht schnell vorbei. Immerhin.

L.

Anonym hat gesagt…

Schließe mich der Meise an, lieb Dich selbst und dann lieben Dich auch andere. Gar nicht so einfach - weiß ich - diese Scheiß "Versager-Nutzlos-Lieblos" Programm abzulegen. Frag dich mal von wem das Programm stammt - weißt Du eh schon - und sei mal richtig wütend auf den/die! Und halte Dich fern von der ganzen Mischpoke, die Dir das eingebrockt hat.

Grrrr!

P.

PS Ich finde Dich cool, ich halte Dich für kreativ, intelligent, leidenschaftlich und begabt! So!

Anonym hat gesagt…

von allem die hier geschrieben haben behaupte ich mal das ich Dich gut kenne.
Und von allen die ich kenne bist Du die liebste, kreativste, bewundernswerteste, und wichtigste Persönlichkeit.
Ich habe Dich lieb...

Anonym hat gesagt…

Zum Zeitablauf ist zu bemerken, dass für uns Kinder jeder Tag ein Abenteuer zu werden versprach, dagegen wissen wir heute schon morgens ziemlich genau, was uns erwarten wird. Ein gemeinsamer Ex-Kollege von uns hat zu dem Thema mal etwas gelesen: nämlich dass die Zeit durch die immer gleichen Abläufe der Tage schneller zu vergehen scheint. Wenn man allerdings etwas Neues lernt oder macht, kann man diesen Schnelllauf aufhalten.
Und: hast du schonmal eine Katze erlebt, die einen Menschen für wichtig hält (außer beim Füttern, versteht sich)? Das macht doch gerade ihren Reiz aus: dass sie uns täglich wider besseres Wissen vorführen wie nutzlos und unwichtig wir in ihrem Leben sind. Und wenn sie gerade eine neue Fähigkeit erworben haben, wie Türen öffnen, müssen sie die auch täglich unter Beweis stellen.Und sei es nur um Dir zu sagen: "siehst Du, dazu brauchen wir Dich auch nicht mehr- ätsch!"