Donnerstag, 2. Oktober 2008

Tee, und Zwieback.

Eine ganze Weile hab ich Kurzgeschichten geschrieben. Für meinen knappen und eher kurzen Geduldsfaden genau das Richtige, aber auch an unter 10.000 Zeichen kann man lange feilen, bis sie so sind, wie man sie haben will. Einige von den damals entstandenen Geschichten sind hier eingestellt, Totenzeit, zum Beispiel, und auch Butterzeit. Recycling ist das Motto...

Gelesen werden Kurzgeschichten kaum. Was vielleicht daran liegt, dass vielen Leuten das Versinken in einem Roman leichter fällt.

Kurzgeschichten werden in Schulen verheizt. Zumindest war das sowohl in unserem Deutsch- als auch im Englischunterricht so. Reclamsammlungen zeitgenössischer Autoren, oder auch der unverwüstliche Hemingway rauschen dann an eher unreifem Publikum vorbei. Ich für meinen Fall mochte Hemingway nie. Traumatisch kann man das nicht gerade nennen, aber es war sterbenslangweilig, die Geschichte einer jungen Frau zu lesen, die auf der Hochzeitsreise ein Kätzchen im Regen sieht, und fortan nur noch jammert, dass sie ein Kätzchen will.

Ist ja auch direkt aus den Lebensumständen 16jähriger gepflückt. Liegt echt nahe. Erleichtert die Identifizierung. Los jetzt, was bedeutet das Bild des Kätzchens im Regen?

Na, Sie da: Legen Sie mal los.

Vermutlich tue ich einer großartigen Short Story schreiendes Unrecht an. Aber das ist nur eine Fortsetzung dessen, was der Englischlehrer begonnen hat.


Jedenfalls, Ironie des Und-So-Weiter, irgendwann hab ich selbst Blut geleckt. Ich wollte schreiben, schreiben und schreiben, aber Roman? Keine Ahnung, wie man so was anfängt. Ein bisschen Surfen hat mich dann inspiriert, was die Kurzgeschichten anbetraf.

Mein damaliger Lebensabschnittsbegleiter rügte stets, meine Geschichten wären aber alle sehr, sehr negativ und ob ich nicht mal was Schönes schreiben könnte? Was Heiteres?

(Die Ironie dabei war, dass ich in meinem ganzen Leben noch niemandem begegnet bin, den man als deprimierender hätte beschreiben können. Was vermutlich an meinen Geschichten lag.)

Inzwischen bin ich hier gelandet, und fühl mich auch ganz wohl. Aber diese Notizen aus der Provinz zwischen meinen Ohren sind ja nun nicht viel was anderes als eine öffentliche Erleichterung, Druckausgleich und so was. Dauerhaft kann man das nicht nennen. Im Vergleich zu allen meinen Versuchen auf richtigem Papier in den letzten 20 Jahren ist allerdings auch (bis auf einen Beitrag) hier noch nichts gelöscht oder entfernt worden, und ich bin manchmal selbst etwas verblüfft, was ich Blogspot alles so zum Aufbewahren anvertraut habe.


Aber, wie gesagt, das sind Dinge aus meinem Leben. Das ist nicht mal Stoff für eine Kurzgeschichte. Fiktion, das sind Geschichten aus Paralleluniversen, das ist hätte-wollte-könnte.

Wie in einem Traum erfindet man sich in fiktionalen Texten neu.

Was nicht bedeutet, dass man nicht immer noch Altlasten mit sich herumschleppt, aber man trägt sie -anders.

Im Unterschied zu Kurzgeschichten ist in Romanen Zeit und Platz, die handelnden Figuren sich entwickeln zu lassen. Man kann nicht nur Entwicklung zeigen, es sollte auch so sein. Mit Stereotypen kann man da nicht agieren, das gerät zu flach, und zu vorhersehbar.

In einer Kurzgeschichte holt man die fertigen Gestalten aus dem Schrank, und zeigt ihnen, was passieren könnte.

Derzeit spiele ich wieder mit dem Gedanken, kurze Stücke zu schreiben und einzustellen. Nur für euch...

(Ich würde natürlich nicht nein sagen, wenn Suhrkamp oder Rowohlt angerannt kämen, und mir zwei Euro je Wort zahlten- aber das steht nicht zur Debatte. Das Internet ist voll mit Leuten, die schreiben, und es ist wunderbar, dass ich ein paar Leser abgekriegt habe.)

Aber der Gedanke an einen Roman oder so ist noch nicht zu Ende gedacht. Wenn mir nur etwas einfiele, was ich da verarbeiten könnte...


Wie ist das- mögt ihr ab und zu eine Kurzgeschichte lesen? Für Qualität kann ich nicht garantieren, das ist klar.


So. Und nun muss ich leider aufhören. Mich hat irgendwas magen-darmiges erwischt. Ich dachte, es wäre vorbei, aber weit gefehlt. Ich werde daher meinen gewöhnlichen Aufenthalt etwas näher an dem Raum mit den vielen Wasseranschlüssen begründen müssen...


Euch allen einen schönen Herbsttag,


Lily. Die rennt...

13 Kommentare:

Falcon hat gesagt…

Aber gerne das.
Ich tu mich einzig etwas schwer mit dem Kommentieren von Kurzgeschichten - ausgeschaltete Wortbestätigung hin oder her.
Ein Kommentar wie "sehr schön" oder "gelungen" ist mir zu großkotzig-gönnerhaft und für längere Kommentare bin ich nicht reich-ranickig genug.
Sprich, ich lese, erfreue mich daran, kommentiere aber in der Regel nicht.
Wenn das ok ist, freuts mich.

Anonym hat gesagt…

Gute Besserung!!

Lily hat gesagt…

@Falcon: Ist ja schön, wenn dir als einzige Möglichkeit positive Reaktionen vorschweben. Aber vielleicht hast du ja doch mal Lust, was so richtig zu verreißen. Das darfst du dann gerne tun. Versprochen :-) Ansonsten bin ich auch mit Schweigen-und-Lesen-und-Wiederkommen sehr zufrieden.
@ExBraut: Danke. Musste gerade erstmal die Zwieback-Vorräte aufstocken- heute geh ich kein Risiko ein.
Wie gut, dass ich Tee mag.

L.

Anonym hat gesagt…

Die Kaltmamsell hat für so eilige Besucher wie Falcon den Kommentaromat.

Anonym hat gesagt…

... und was das Grummeln in der unteren Leibeshälfte angeht: kann man sich übers Internet infizieren? Frau Meise geht's auch gerade gar nicht gut.

Gute Besserung!

Lily hat gesagt…

@Steffen: Das ist der sog, Computervirus. Da ist es angesagt, die Maus mal kurz in kochendes Wasser zu halten. Leider brauche ich sie noch, mit Ersatz hab ich das nicht so.

Danke für den Link: Made my day.

L

Klapsenschaffner hat gesagt…

Mach, mach, mach.... bittebittebitte!
Wenn ich auch ein wenig maulfaul bin, so bin ich doch ein großer Lilyfan!!!!

Meise hat gesagt…

Yep. Schließe mich an: will auch gerne was "Kurzes" lesen. ;)

Meise hat gesagt…

... und ich hoffe, du musst mittlerweile nicht mehr rennen!!!!

Lars hat gesagt…

Ich mag Kurzgeschichte, auch Hemingway ;P
Weiss nicht ob mein Deutsch aber reicht um ein Deutsches Kurzgeschichte völlig zu verstehen, aber ich bin bereitwillig es zu versuchen.

Anonym hat gesagt…

Namasté! :)

Die Sorte Leser, die auch Einträge mit einem Umfang über fünf Zeilen liest, ist ja merkwürdigerweise relativ selten. Sie wissen zwar, dass ihnen vermutlich Lesestoff begegnen wird, wenn sie auf ein Blog kommen, sagen dann allerdings doch, "Ochnööö, das is mir jetz aba zu lang".
Aber ich gehör zu dieser Spezies der Längerleser, und auch ich fand die beiden Shorties sehr gelungen und würd gerne mehr lesen!

(Schön, dass du mich gefunden hast, und dass ich dadurch auch dich fand! :)

Lily hat gesagt…

Willkommen, Etosha :-)
Ich les mich gerade durch deine Archive. Es ist immer schön, noch mehr als zwei Jahre vor sich zu haben :-)

L.

Lily hat gesagt…

Guten Morgen Lars! Wenn du Fragen hast zu den Texten dann schreib mir eine Mail, and I'll try to translate. Butterzeit is full of local slang and some technical lingo from coal mines, so it's not easy reading, I presume.
But I figured out how to solve the gift card problem, so keep a watchful eye on your mailbox.
So long,

Lily