Donnerstag, 16. April 2009

Ratlos

Nach den großen Worten von vorgestern (die mir echt peinlich sind, aber jetzt stehen sie da, und dann kann ich sie auch stehen lassen) bin ich auf ein Problem gestoßen, das sich schon abzeichnete:

Wie zum Henker kriegt man raus, wer man ist und was man will?
Was man nicht will, ist viel leichter festzustellen. Menno.

Und wie macht man das so, dass es auch hängen bleibt?
Dass man auch was davon hat, verdammt?

Et gibt eine Menge Schemata da draußen, einen Haufen Vorbilder, Klischees, Rollen und was weiß ich noch. Aber ich find sie alle nicht so passend.

Manches hätt ich gern in blau, oder ne Nummer größer, vielleicht auch mit ein paar Abnähern an anderer Stelle.
Und ein bisschen mehr Glitter.

Nee, im Ernst. Wenns so einfach wäre, hätte ich mit Mitte 20 schon mit dem Thema abgeschlossen gehabt.
An diesen ganzen Rollen von der Stange ist eigentlich nichts Schlimmes. Man kann sogar recht froh sein, erspart einem das „Passt doch!“ sicherlich eine Menge Stress und Arbeit.

Passt aber nix, also muss ich wohl selbst häkeln.

Dazu brauch ich ganz ordinäre, alltagstaugliche Tipps: Wie stell ich fest, was ich will?

Ein Ding nach dem anderen durchgehen, und feststellen, womit und wobei ich mich wohl fühle, oder was?

Oder erst Konzepte entwerfen?

Das zweite hört sich bestechend an, hat aber was von Kopfsteuerung, und da bin ich eher skeptisch, ob das funktioniert.

Das erste würde bedeuten, zunächst mal vieeel Tempo aus dem Leben zu nehmen, weil man doch seine Entscheidungen in einem Affenzahn trifft, normalerweise. Oft so schnell, dass man gar nicht mehr merkt, dass man Entscheidungsspielraum hat.


Gibt’s noch weitere Möglichkeiten?

Gebt mir mal Tipps- gern auch per Mail, wenn ihr wollt.
Lily, in gespannter Erwartung.

6 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

Ich bin für Möglichkeit 1.. und Tempo rausnehmen ist ganz wichtig. Sowas kann man nicht übers Knie brechen! Du lebst jetzt schon so lange mit dem Bild von Dir - und willst es jetzt Knall auf Fall ändern? Das funktioniert nicht.. Und wer Du bist - eigentlich weißt Du es schon lange, tief in Dir drin.
Vielleicht ist es auch mal sinnvoll, diese ganzen Grübeleien ad acta zu legen und das Leben einfach zu genießen.. nimms wie es kommt und DENK DABEI MAL NUR AN DICH!!!
Lieben Gruß, F.

Kate hat gesagt…

Da fällt mir doch direkt zu ein
"Aber wenn ich könnte wie ich wollte würd ich gar nichts wollen
ich weiß aber dass alle etwas wollen solln" Geiles Lied von "Wir sind Helden". (http://www.lyricsmania.com/lyrics/wir_sind_helden_lyrics_38110/other_lyrics_68892/mussen_nur_wollen_lyrics_668281.html)
Ich bin ja ein wenig in dein derzeitiges Grübeln mit einbezogen aber was ich immer noch nicht so ganz nachvollziehen kann: warum willst du denn was wollen? Vielleicht ist derzeit einfach nicht der Zeitpunkt, was zu wollen.
Ich seh es wie Frau Vivaldi: einfach mal die Denkstopptaste drücken (jaja, ich hab sie auch noch nicht ganz gefunden, aber ich bin nah dran) und einfach mal den Augenblick genießen!
Du wirst irgendwann merken, was du willst, aber du kannst es nicht erzwingen. Und warum auch? Wenn es Sachen gibt, die du geändert haben möchtest wirst du es merken weil es dich stört. Ist es derzeit nicht so, stört es dich nicht wirklich, dann lass es doch einfach erstmal so.
Lehn dich zurück, trink ne Tasse Kaffee, rauch meinetwegen eine, guck dir deine Katzen an, grinse und denke "..."
Und vielleicht weißt du morgen was du willst, vielleicht übermorgen, vielleicht in 2 Jahren, na und? Bis dahin mach dich nicht verrückt und setz dich nicht unter Druck!

Wir müssen nicht alle etwas wollen sollen! ;-)

Paula hat gesagt…

Im Zweifel verlasse ich mich auf mein Gefühl. Und wenn das Gefühl nur Chaotisches hervorruft, muss der Herr Verstand steuernd eingreifen. Der redet dann ganz vernünftig mit der kleinen Paula und fragt: "Paula, was willst Du jetzt? oder: Willst Du das jetzt wirklich? Du weißt doch, was beim letzten Mal dabei rausgekommen ist, überleg lieber noch mal...."

Die eine Paula, die immer weiß was sie will und eine komplette Einheit ist, gibt es nicht. Aber die vernünftige Stimme, die Fragen stellen kann, ist immer abrufbereit.

Und die Paula, die sich immer verwirren ließ und in die Gedanken und Gefühle anderer hineingekrochen ist, fühlt, wenn etwas in der Art mal wieder passieren sollte und überlegt lieber noch mal bevor sie sich festlegt.

Hilfreich sind ein paar gängige nette Standardsprüche für überraschende Telefonate oder Begegnungen, wo man sofort etwas entscheiden soll, wie

"Klingt interessant, ich lass es mir mal durch den Kopf gehen und rufe heute Abend, (morgen, .....) zurück."

"Habe ich auch schon drüber nachgedacht, können wir.....darüber reden?"

"Was willst Du?" (bei Leuten, die einen einwickeln, verarschen, verwirren wollen...)

"Ich kann jetzt nicht, melde mich später..."

Und im Allgemeinen denke ich über das "Wollen" an sich:

"No, you can't always get what you want
You can't always get what you want
You can't always get what you want
And if you try sometime you find
You get what you need"
(The Stones)

Lily hat gesagt…

Ich glaub, Paula hat so richtig verstanden, was eigentlich mein Anliegen war- nicht etwa so Dinge wie "Will ich in diesem Leben noch einmal Atomphysik studieren (fünf Kinder adoptieren, mit dem Einhandsegelboot über den Atlantik)??"
Sondern eher
-macht mir die Situation gemischte Gefühle? Welches ist vorherrschend?
-was brauch ich, um einen Tag so anzufangen, dass ich mich gut fühle?
-was ist wichtiger für mich: mich umdrehen und noch eine Stunde schlafen, oder in aller Herrgottsfrühe aufstehen und den Sonnenaufgang genießen?
Mehr Trivialitäten also, bei denen ich einfach mir bewusst werden muss, dass auch das Entscheidungen sind, die ich treffe. Und diese eben bewusst treffen, und nicht unkonzentriert und nebenbei.
-Spül ich jetzt das Geschirr ab oder erkauf ich mir eine Viertelstunde Couch-Dasein, um drei Tage später eine ganze Stunde da zu stehen und alles das abzuspülen, was sich seither angesammelt hat? Letzteres wäre einfach- Rationeller ist es, größere Mengen abzuwaschen. Aber bis dahin hab ich drei oder vier Tage mit einer unordentlichen Küche und dem Gefühl a) schlampig zu sein und b) überwältigend unmotiviert, mich für so lange Zeit an die Spüle zu stellen...
Um nicht wieder einfach solche Dinge aufzuschieben, und damit natürlich auch eine Entscheidung zu treffen, muss ich langsamer leben. Damit solche Momente nicht einfach vorbei gehen.
Und die Idee, sich ein paar Floskeln zurecht zu legen, bis man sagen kann: Das kann ich jetzt nicht entscheiden, ist eine prima Sache.
*gemerkt*

Uschi hat gesagt…

Liebe Lily, wieder mal hinterherhinkend, aber so what ? Dein Gedanke mit dem Kampf rationelles denken - laissez faire attitude kann ich wunderbar nachvollziehen. Ich glaube nicht, dass man es komplett schafft, sich jemals voellig mit sich und seinen Entscheidungen 100%wohlzufuehlen. Nach vielen Jahren genau dergleichen Sinneserfragungen kam ich zum Ergebnis, dass
a. das Bauchgefuehl ist dazu da, sich darauf zu verlassen
b. mann sollte niemals anstreben, potential, welches andere in einem sehen, zu erreichen
c. es kommt wie es kommt (scheussliche Platituede, aber ich finde , manche Sachen kann man halt nicht aendern, sind ausserhalt meines Einflussvermoegens, und sich drueber aufzuregen, schadet nur mir selbst)
Das muss man sich aber doch bewusst machen, das stimmt schon. Ich bin aber auch konsequenter geworden, stelle Sachen ab, die mich aergern, lass mal fuenfe grade sein, und versuch mich bewusst weniger aufzuregen. (gelingt mir noch nicht ganz beim Autofahren......)
Good luck !

Etosha hat gesagt…

Ich finde, hier sind ganz wunderbare Ratschläge versammelt! Tempo rausnehmen. Grübeleien ad acta legen. Nur an dich denken. Zurücklehnen. Dir die Zeit buchstäblich nehmen, um dir Spielraum für Entscheidungen zu verschaffen. Diesen Spielraum gibt es in jedem einzelnen Moment; niemandem fällt auf, wenn du für eine Antwort zwei oder drei Sekunden brauchst anstatt nur einer. Vielleicht kannst du dich soweit im Hier und Jetzt einfinden, dass du dieses Momentchen ganz klar bemerkst, in dem das Leben tatsächlich stattfindet.

Wenn die Rollen von der Stange dir nicht passen - auch gut. Du musst nicht in ein Schema passen. Du musst gar nichts. Am ehesten vielleicht noch dich so wohlfühlen mit dir selbst, dass du das Leben genießen kannst.

"Vermeide nicht den Weg, den andere gehen - versuche dort Blumen zu pflanzen" find ich besser.
Das bedeutet nicht, dass du anderen Freude bereiten sollst, sondern nur, dass die Blumen, die du liebst, diesen Weg säumen können.

Also, welche Blumen liebst du? Bei welchen Tätigkeiten, Anblicken, Dingen hast du das beste Gefühl? Schreib sie auf! Und mach sie öfter.

Ja, Entscheidungen können mühsam sein, und je mehr du darauf achtest, wo sie überall lauern, desto bedrohlicher kommen sie dir vielleicht vor. Aber du musst zum Glück nicht für den Rest deines Lebens beschließen, ob du morgens lieber liegenbleibst oder dir den Sonnenaufgang ansiehst. Mal dieses, mal jenes!

Und oft sorgt gar nicht die Wahl selbst, die du triffst, für deine Zufriedenheit, sondern vielmehr das Gefühl der Freiheit, das darin liegt, eine Wahl treffen zu können! Dann kannst du sogar beim Spülen zufrieden sein.
Du hast in jedem Moment die freie Wahl! Machst du dir das bewusst?

Wichtig an dieser Wahl ist nur, dass du sie selbst triffst und nicht andere für dich entscheiden lässt.