Mittwoch, 8. April 2009

Überraschung

Merkwürdig. Schreibt man darüber, dass man etwas nicht geschrieben hat (oder etwas gelöscht wurde, bevor die Maus den „Post veröffentlichen“- Button anklicken konnte) löst das sofort Nachfragen aus.
Hab ein paar Mails bekommen dazu, und kann nur betonen, dass das Posting so, wie es war, eines aus der Gutmenschenrichtung war, direkt neben dem Abzweig „Besser Leben mit Konsequenz“.
Also im Kern eine furchtbar überhebliche Abhandlung zum Thema „Beziehung“- klar, da bin ich auch die Fachfrau. Nach zwei Scheidungen kennt man sich aus, Jungs und Mädels, und ist besonders geeignet für gute Tipps und Ratschläge für das Durchhalten im Dauerfeuer an der täglichen Partnerschaftsfront.

Bei der ganzen Geschichte ging es eigentlich darum, warum man manchmal einfach klein beigibt, und sich eben nicht durchsetzt, warum man (also die ich, in diesem Fall) keine Konfrontation anpeilt, sondern sich duckt und sich bemüht, nicht weiter über das nachzudenken, was einem da um die Ohren gehauen wurde.
Sobald ich derartige Anekdoten aus früheren Beziehungen erzähle, ernte ich in der Regel ungläubige Blicke.
Die meisten Leute staunen und fragen, warum ich mich da nicht gewehrt hätte- so schwächlich und, na ja, feige würd ich gar nicht rüber kommen.

Aber, Leutz, so bin ich.

In den allermeisten Fällen reichen meine 1,76 m Körpergröße und eine recht selbstbewusste Haltung, um dem Gegenüber einen gewissen Respekt vor mir einzuflößen. Das hab ich kultiviert, das kann ich bis zur Arroganz und Kälte (und auch das wirft man mir immer wieder vor).

Wenn es aber um konkrete (und dann schnell auch voll krasse) Auseinandersetzungen geht, um vielleicht die (befreienden?) italienischen Szenen im Leben, mit Türenknallen, Schreierei und wütendem Streiten, dann, ja dann, knickt die gute Lily in der Mitte ein und das wars.

Das kann ich nicht, egal, wie berechtigt ein Sich-Wehren wäre. Und egal, auf welcher Ebene das stattzufinden hätte.

Weder mit der Faust auf den Tisch hauen, noch sachlich Probleme ansprechen. Keine hysterischen Ausbrüche, keine Angriffe- insgesamt eher ein Unterfliegen des Radars.
Mehr so Potemkinsche Stadtmauern, die Verteidigungsanlagen meiner eigenen Grenzen.
Wenn ich nicht sicher bin, was ich von einer Situation halten soll, dann zieh ich mich so zurück, dass ich manchmal gar nicht erst auftauche.
Oder ich flüchte, in dem ich unter mehr oder minder fadenscheinigen Vorwänden verschwinde (nicht wahr, Du-weißt-schon-wer-gemeint-ist?)

Für Leute, die einmal dahinter geblickt haben, und es nicht (mehr) gut mit mir meinen, ist das ein leichtes Spiel. Wenn sie in meinem Leben wichtig sind, wenn ich sie lieb habe oder brauche, um so einfacher für sie- ich würde sie niemals in Zweifel ziehen. Sie machen mich vielleicht wütend (oh ja, ich bemerke so manche Attacke), aber insgesamt machen sie mich einfach nur hilflos und ängstlich und wehrlos.

Gegen so was helfen dann auch keine guten Tipps aus der eigenen Kiste mit Idealvorstellungen. Die machen einem nur noch mehr Druck, weil man sich so scheiße fühlt, wenn man sich nicht wehren kann.
Es ist auch keine Lösung, einfach auf alle zwischenmenschlichen Kontakte zu verzichten.

Vielleicht sollte ich mir ein Schwert kaufen.

Und ein besseres Schild.


Alles in Allem:
Seid froh, dass Euch das Posting mit den guten Tipps erspart geblieben ist :0)

Stets die Eure,


Lily, die glaubt, dass beim besten Willen nicht mehr eingeklammerte Einschübe möglich gewesen wären...

7 Kommentare:

Falcon hat gesagt…

Pfeil und Bogen. Dann kann man sich schon auf Distanz wehren.
Man muss ja nicht immer tanken und die Schlägerbande ganz nah an sich herankommen lassen;-).

Lily hat gesagt…

Hab lange überlegt, wie die korrekte Übersetzung von "Tank" ist- "Panzer" ist ja nicht wirklich schmeichelhaft.
Wie wärs mit "Prügelknabe"?

Anonym hat gesagt…

Ich gehöre auch zu denen, die sich das bei dir NIEmals nie nicht vorstellen konnte, dass du so bist...du wirkst eher so wie ein "Hau-drauf-Mädchen" (wu weißt wie ich das meine)und das zurückziehen unter wie du es nennst fadenscheinigen Gründen habe ich zwar noch nicht selbst erlebt, aber mitbekommen...
Aber da du, wie ich finde, deine eigenen Probleme und Schwachstellen so gut erkennst und an einigen Punkten schon richtig gut gearbeitet hast geh ich davon aus, dass es weiterhin nur noch ein Fortschreiten geben wird mit möglichst wenigen Rückschlägen :-)

Falcon hat gesagt…

Prügelmädchen, in Deinem Falle ;-)

Klapsenschaffner hat gesagt…

Schwert, Schild... Schnickschnack.

Schaff Dir nen Bodyguard an! :)

nicole hat gesagt…

...der eine ein zauberstab, der andere n pompfe (wird das so geschrieben?)...jeder sucht sich seine nische. gut oder schlecht ist da reine empfindungssache. schau nur, dass es dir gut geht!

Georg hat gesagt…

Das ist etwas was ich gut nachvollziehen kann. Bei mir ist es allerdings anders.
Ich merke, wie ich anfange zu kochen. Innerlich. Menschen die mich kennen versuchen dann instinktiv nicht in meinem unmittelbaren Aktionsradius zu sein. Meist werde ich dann nämlich sehr laut. Selten werde ich handgreiflich. Das passiert nur auf der Arbeit oder wenn ich privat körperlich angegriffen werde, und alle anderen Lösungen nicht fruchten. Dann allerdings mit so einer Wehemenz, dass ich anschließend selber überrascht bin. Es ist nicht destruktiv und zerstörend, nur einfach final im Sinne dass ich eine Sache beende. Danach gibt es nichts mehr zu diskutieren. Dazu war vorher Zeit.

Dafür werde ich dann nicht selten bewundert. Da sich einige Menschen selber wünschten sie könnten auch mal so explodieren.

Ich dagegen würde mich mehr freuen wenn ich diesen Ärschen nicht so viel Macht einräumen würde. Sie aber einfach stehen zu lassen und gehen klappt halt nur privat...

Manchmal wäre ich lieber der, der sich davonschleicht und seine Ruhe hat...

Frohe Ostern