Samstag, 8. August 2009

Männer?

Ja. Männer.
Es hat da so einige gegeben in der Vergangenheit, mehr, als ein anständig erzogenes katholisches Mädchen zugeben sollte.
Man sollte meinen, das machte mich zu einer Expertin.
Und wo nicht das, dann wenigstens zu einer, die sowohl mit dem Thema als auch mit den darin vorkommenden Exemplaren der Gattung recht sachkundig umzugehen versteht.

Eben so, wie man mit Herausforderungen umgeht, die man seit (öhm...) dreißig und etwas mehr Jahren in regelmäßigen und nicht allzu weit auseinander liegenden Abständen schultert.
Lasst mich die Realität so beschreiben: Nein. Kein Expertentum, nicht mal ein Zeugnis eines mittleren Bildungsabschlusses für mich.

Was Männer betrifft, hat mein Fähigkeitenkatalog Sonderschulniveau. Im Durchschnitt.

Wenn man also davon ausgehen kann, dass ich in der Lage bin, mit Männern zusammenzuarbeiten (ja), meine Brüder mich nicht steinigen (dito), mein Sohn noch mit mir spricht (ebenso), und ich sogar mit dem ein oder anderen Exemplar befreundet bin/war, dann spricht das Bände für eine gewisse Unterirdischkeit der lieben Lily beim Thema Beziehungen.

Es ist lange her, dass Freundinnen und andere Menschen, die mich gut kennen, diese Grottigkeit bei mir miterlebt hätten, das lag an der Art der letzten zwei längeren Beziehungen- die eine zu jemandem, der entschieden eine Meise hatte, einen an der Klatsche, Fledermäuse im Glockenturm.
Der andere war, nun ja, nicht sonderlich monogam. Das heißt, es gab da noch eine offizielle Verbindung auf seiner Seite.
Das schluckte soviel Zeit, dass an ein normales Kontaktlevel mit anderen, dritten Personen nicht zu denken war. (Allein schon an dieser Aufzählung merkt man, dass das Thema etwas schwierig ist).
Den Bekloppten hab ich mir noch nicht ganz verziehen. Da hab ich mich, wie mir letztens wer sagte, unter Wert verkauft, wenn man diese Discounter-Terminologie anwenden will. Aber das hatte seine Gründe- die schon lange passé sind, aber damals valide waren.
Irgendwann hab ich die Tür hinter mir zu gemacht, und war dann weg. Dieses Ende war schon eigenartig- und das ist es auch, was ich mir so schlecht verzeihen kann. Ich hätte reden müssen- oder zuschlagen. Aber nicht einfach gehen.

Vor diesen zwei Partnerschaften (das steht da nur mangels weiterer Synonyme) war vier Jahre nichts, bis auf one-night-stands, und davor eine Beziehung über 14 Jahre, die damit endete, dass ich ging, damit ich mich nicht umbringen musste.

Hört sich dramatisch an, war es auch. Und scheiße, und überhaupt.

Aus der Zeit dieser langen Beziehung hab ich Rückmeldungen von Freundinnen bekommen, die allesamt meine eigenen Erinnerungen stützen, was krankes Verhalten bei mir betrifft.
Sagen wir es so: Mir stürzt das Hirn ab, wenn ich mit einem Mann in einer Beziehung bin. Einerseits. Andererseits ist es so, dass ein wachsamer und nicht dummer Teil von mir beobachtet, wie ich mich zum Affen mache, aber ein anderes Verhalten von mir erwartet.

Das macht mich wütend, was es nicht besser macht. Oft genug hab ich da gesessen und mich dafür fertig gemacht, dass ich nicht cool sein kann, wenn die Situation es erfordert, dass ich mein eigenes Leben so sehr, so schnell und so vollständig aufgebe, dass ich Monate bis Jahre brauche, um es wieder in den Griff zu kriegen, wenn denn alles vorbei ist.
Streiten, mit mir? Geht nicht. Ich streite nicht. Ich bin einfach nur sauer, mit sehr großem S, und dann vibriert die Luft um mich herum, und dann knallts.

Aber es dauert sehr, sehr lange, bis das soweit ist. Bis dahin hält ein Part von mir, den ich das Weibchen nenne, und den ich verabscheue (ich kann gar nicht sagen, wie sehr) den Deckel drauf und nimmt in Kauf, dass der Lily-Innendruck steigt. Bis die Nadel auf rot steht, und dann ist alles vorbei, dann werden auch keine Gefangenen gemacht.

Diese letzte Geschichte, mit dem verheirateten Mann, war eine Idee, die eigentlich diese Fixierung auf den Partner verhindern sollte. Weil, es gab ja keine Möglichkeit, ständig mit ihm zusammen zu sein, und insofern sollte das ein bisschen dem Selbstschutz dienen, sowie der Sicherstellung einer gewissen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit.
*insert manic laughter here *
Wer das Leben kennt, weiß, dass sowas schief geht.
Die ganze Struktur dieser Art Verhältnis ist dazu angetan, dass einer wartet. Nämlich meist der nicht anderweitig gebundene Teil. Da man nur relativ wenig Zeit miteinander verbringen kann, spart man sich beinahe jede Auseinandersetzung, und verbringt einen entschieden zu großen Teil seiner Zeit damit, das Telefon anzustarren und die Mailbox zu checken.
Nicht gut. Gar nicht gut, und das Ende kam schnell, plötzlich und per sms. Von mir. Unabsichtlich- die sms sagte eigentlich nur, dass ich die Situation an diesem Tag unbefriedigend fand. Woraufhin eine Retoure kam, die da sagte: Schönes Leben noch (so ähnlich jedenfalls).

Ich versuche immer noch, daraus nicht zu lernen, keine Kritik zu üben.

Eines der Hindernisse in Partnerschaften ist also, dass ich mich äußerst ungern anpasse. Andererseits hab ich aber gelernt, dass ein braves Mädchen nicht dominieren darf, und immer lieb lächelt, wenn es dem Gatten bei dessen Rückkehr von der Arbeit einen Blowjob anbietet. Im Cocktailkleid.
Spaß beiseite.
Diese ganze Männchen/Weibchen-Geschichte kotzt mich an, langweilt und ärgert mich. So sehr ich mir manchmal einen Menschen an meine Seite wünsche zum Reden und zum Schulter-Leihen, so wenig bin ich noch bereit, diese Art Verbiegung zustande zu bringen, die es braucht, damit ich es aushalte, mit einem Mann zusammen zu sein.

Als mir das vor einigen Monaten klar wurde, hab ich angefangen, mir selbst Fragen zu stellen, Dinge auf den Prüfstand zu heben, und Überzeugungen einer Revision zu unterziehen, habe Motive durchleuchtet und damit angefangen, mir zuzuhören. Außerdem habe ich die Augen aufgemacht, und ein paar Wahrheiten über mich herausgefunden, die es an der Zeit war, zu entdecken.

Quintessenz aus einer langen Nachdenkphase ist, dass die Liebe ein Geschenk sein sollte, und weder etwas Herbeimanipuliertes noch etwas mit Wohlverhalten Erkauftes. Und schon gar nicht etwas, was „dazu“ gehört, wie ein Beistelltischchen in die gepflegte Wohnatmosphäre.


Die Liebe hat viele Gesichter und viele Ursprünge, und ich möchte sie erkennen können, wenn sie sich mir offenbart, egal, aus welcher Quelle.

Selbstverständlich? Selbstverständlich. Aber bisher nie zu Ende gedacht :-)




Ein schönes Wochenende,



Lily.

Danke an S.&S., für endlose Stunden Reden und Zuhören. Danke an Arcor, für die Flatrate!

9 Kommentare:

Paula hat gesagt…

Wie wahr, ich glaube ja an die auf den ersten Blick. Aber habe gehört und beobachtet, dass das auch gut schiefgehen kann, wenn man irgendwie auf die falsche Auswahl programmiert ist.
Vielleicht ist ja auch die auf den zweiten oder dritten Blick-Liebe nach vielen Fehlschlägen die bessere Variante. Nur Augen aufmachen (und das "Herz" auch)muss man schon.

Meise hat gesagt…

W O W kann ich da nur sagen

(und damit ist nicht World of Warcraft gemeint!)

Lily hat gesagt…

@ Paula:
Liebe auf den ersten Blick? Kann ich mir wirklich für mich nicht so vorstellen. Ist mir erstens noch nicht passiert, und zweitens- weiß nicht, das Konzept ist mir fremd. Ich glaube einfach, dass ich besser zurecht komme mit jemandem, den ich kennen gelernt habe, und dessen Anwesenheit in meinem Leben diesem etwas Positives hinzufügt. So eine Überraschung, wie es die Liebe auf den ersten Blick ist, würde mich vermutlich ziemlich aus den Schienen hauen.
Aber so genau weiß ich das nicht- das letzte Mal, dass ich nicht nur glaubte, dass ich verliebt wäre, sondern mich auch als Objekt der Liebe eines anderen Menschen gesehen habe, ist sehr, sehr lange her. Womit ich jetzt diese exklusive Art Liebe meine, die in monogame Beziehungen mündet. Schwierig, das alles :-)

@Meise:
Ich fand das auch wow :D

Lily

Marion hat gesagt…

Puh....

Mich hat Dein Post aus den Schienen geworfen. Es hat Dinge in mir aufgewühlt von denen ich dachte, ich hätte damit abgeschlossen.

Emotionen lassen sich leider nicht beeinflussen, aber für mich hat sich das Thema erledigt. Ich will das nicht mehr....

Lily hat gesagt…

Hallo Marion: Das tut mir Leid- war keine Absicht.
Ich hab auch gedacht, ich wär mit dem Thema durch, alles in allem- das war aber ein resigniertes Durch-Sein, Frustration, die eine Schwiele auf die Seele gescheuert hat. Aber ich glaube, am meisten erstaunt man sich immer noch selbst, was das betrifft. Die Auszeit samt Nachdenken war jedenfalls nötig, um mal zu entspannen.

Marion hat gesagt…

Es muss Dir nicht leid tun. Woher solltest Du das auch wissen. :-)

Ich habe alles aufgeschrieben. Jetzt muss ich mich nur noch davon in einem letzten Ritual verabschieden....eine Feuerbestattung.

Doch ewig bleibt der Pfeil in deiner Brust; ich kenn' ihn, nie vernarben seine Wunden. Dein Frieden ist vorbei: Du hast empfunden! (Schiller)

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Das hast du einfach genial geschrieben. Danke dafür.

Schon deshalb ist es tausend Mal schöner, eine Frau zu sein. Auch wenn es mit einer ganzen Menge von Nachteilen verbunden ist.

Viele Dinge, die ich mir als Sven noch erlaubt habe, würde Svenja heute never tun.
Aber umgekehrt auch. Z.B. rosa Buffalos zu tragen :-)

Anonym hat gesagt…

Ich bin durch Zufall hier gelandet,
... und konnte gerade meine "eigene
Geschichte" hier lesen. Habe mich fast in jedem Satz wiedererkannt.
Ich wünsche Dir alles Liebe
... und dass das große Glück mal
plötzlich vor der Tür steht!

uhu

Lily hat gesagt…

Den Wunsch geb ich gerne zurück :-)
Danke fürs Kommentieren.

Liebe Grüße,

Lily