Montag, 10. August 2009

Zeit



Seit Freitag Nachmittag, 17:00 Uhr, bin ich im Urlaub. Seit 17:15 Uhr hat mich die Zeitenpanik wieder im Griff: So, wie jedes Wochenende für mich stundenweise weg tickert, geht’s mir auch mit dem Urlaub. Den noch verbleibenden Rest vergleiche ich ständig mit dem Teil, der schon verstrichen ist, und ein Großteil der Freizeit vergeht mit deprimierendem Bruchrechnen.

Es ist schon passiert, dass ich den gesamten Urlaub vor dem Rechner verbracht hab, und weitaus mehr über die Dinge in meinem Büro nachgedacht habe, als wenn ich tatsächlich jeden Morgen hingegangen wäre. Grrrr.

Ein bisschen hilft dagegen, wenn man sich Sachen vornimmt, die man erledigen will- nicht nur Unangenehmes, wie Wurzelbehandlungen und sowas, sondern auch Dinge, die eigentlich schön sind. Wie Schokolade essen, nur, dass Schokolade etwas ist, was ich mit meiner eigentlich sehr gelungenen Zahngeschichte nicht gut essen kann.

Derzeit trage ich das, was meine kleine, putzige Zahnärztin eine Interimsprothese nennt, die noch nicht das endgültige Dings darstellt. Das sieht gut aus, hat jedoch leider eine Kunststoff-Gaumenplatte, die mich manchmal in den Wahnsinn treibt, weil sie sich so dick anfühlt. Jedesmal, bevor ich was zu Essen zwischen die blitzeblanken weißen Dingerchen schiebe, hab ich das Bedürfnis, den Klumpen Kaugummi, der unterm Gaumen klebt, auszuspucken.

Ein bisschen wackelt sie auch noch, die Prothese, deshalb werde ich später in die Praxis fahren und sie dort abgeben, damit man sie ein bisschen besser anpasst. Leider wird das seine Zeit dauern, da der Techniker die Beißerchen dort behalten muss- wenn ich das recht verstanden habe, kommt da eine Art Bauschaum drauf, der seine Zeit zum Aushärten braucht. Bis dahin gebe ich hier die lokale Pennerin.

Sprechen kann ich ohne dieses Teil allerdings gar nicht. Also muss ich die Klappe halten- mal sehen, ob mir das gelingt.

Morgen dann werde ich die letzten Schritte unternehmen, um mich wieder in den Besitz gültiger Existenzberechtigungsnachweise Ausweispapiere zu versetzen, denn leider sind die Geklauten nicht wieder aufgetaucht.

Ich hoffe nur, niemand will mir was Schönes mit der Post schicken- auch nicht die Papiere bitte- denn soeben habe ich festgestellt, dass der Briefkastenschlüssel abgebrochen ist. So ein Scheiß. Vorgestern war er noch top in Ordnung. Da man da beim Schließen gar keine Kraft aufwenden muss, frag ich mich, warum das Ding zerbrochen ist. Kann doch eigentlich gar nicht sein, oder? Und wie kriegt man das abgebrochene Stück wieder raus, bitteschön? Wenn es denn überhaupt noch drin steckt, und der Schlüssel nicht woanders, beim Runterfallen oder so, zerbrochen ist.

Fragen über Fragen.

Apropos Schönes: Das hier ist auf dem Weg zu mir. Ich kann’s kaum erwarten. Ich hoffe, das Teil (das ich zu meinen Eltern schicken lasse- manchmal hab ich helle Momente!) kommt noch rechtzeitig, und ich kann es mitnehmen, wenn ich Freitag (tatsächlich, kaum glaubhaft!) zu einem Besuch bei Freunden aufbreche.

Mit dem Fotografieren hab ich schon vor Jahren angefangen, eigentlich als Kind- mit so einer miesen, fiesen Instamatic-Kamera. Fixfokus, Cassettenfilme, Blitzwürfel und jahrelang knappes Taschengeld, weil das Entwickeln noch richtig, richtig Geld kostete.

Mit Anfang 20 dann hab ich mir eine Spiegelreflexkamera gekauft, eine gebrauchte Rollei SL 35, mit drei Objektiven und einem ordentlichen Blitz dabei. Damit hab ich fast 20 Jahre lang gern fotografiert. Zwischendurch kam dann eine Olympus dazu, als die kaputt war eine Samsung, jeweils Autofokus und sehr kompakt, mit ein wenig optischem Zoom dran. Obwohl ich die gekauft habe, damit wenigstens manchmal das Objektivwechseln entfallen konnte, hat es damit nie so richtig Spaß gemacht, weil die wirklich nur für Schnappschüsse reichten.


Die Rollei ist leider vor drei Jahren in den Schrott gewandert, weil sie endgültig hinüber war- ich hätte fast losgeheult, als der Onkel im Fotoladen mir das sagte.


Übrig geblieben sind das Weitwinkel- und das Teleobjektiv, beide leider nicht mehr mit modernen Kameras verwendbar, der inzwischen auch überholte Osram-Studioblitz und, ein Geschenk meines Exmannes zu irgendeinem Weihnachten: Eine Minox-C analog, aus den 1960er oder 70er Jahren, die James-Bond-Spion-Mini-Kamera, mit der man viel machen kann, bloß besser nicht fotografieren. Die Kosten für die Filmentwicklung kann echt nur ein Geheimdienst bezahlen.

Das sind nämlich Sonderformate, für die das Labor vermutlich einen Uralt-Opa aus der Rente holen und gut bezahlen muss.

Da ich keinen Blitz dazu habe, hat der Spaß am Fotografieren mit der Minox recht schnell aufgehört. Und weil meine Vorlieben bei Dingen im Gebrauch derselben liegen und weniger im Behalten um des Besitzes Willen, überlege ich derzeit, ob ich einen Käufer für die Kleine finde. Irgendwen, bei dem sie es gut hat.

Wenn man Eb*y trauen darf, kriegt man noch was dafür. Genau so wie für die Rollei-Objektive. Mal sehen. Wenn die Preise, die da stehen, erzielbar sind, kann man für die Objektive mehr bekommen als ich vor knapp 25 Jahren für die ganze Kamera samt Zubehör bezahlt habe.


Die digitale Fotowelt hat mich jetzt seit ca. 6 Jahren am Haken- und das gründlich. Die erste Kamera, die ich da hatte, ein ganz billiges Ding, hat, ebenso wie ihre Nachfolgerin, eine Olympus, mich beinahe in den Wahnsinn getrieben mit den endlosen Ladezeiten für den Blitz, mit dem irren Batterieverbrauch und der Trägheit der ganzen Apparatur.


Das Baby, das ich derzeit habe, kennt ihr ja schon: Die Canon Powershot A590, die ich mit kleinen rosa Herzchen überschütten könnte, wann immer ich sie sehe. Was ich so faszinierend an ihr finde, abgesehen davon, dass sie in jede Tasche passt, schnell reagiert und schöne Fotos macht: Man kann mit so einer Idioten-Einstellung wirklich sofort loslegen, und hat damit die ersten Erfolge, bevor man sich die Mühe gemacht hat, sich in die Menüstruktur einzufinden. Sie ist ordentlich lichtstark, selbst die Videos sind, bei normalem, eher funzeligem Lampenlicht noch ausreichend hell, die Bildstabilisator-Geschichte funktioniert gut und ich kann auch auf dem Display was erkennen. Ihre Grenzen hat sie auch- klar. Für 80 € kann man wirklich nicht die Welt erwarten. An die Grenzen komme ich so langsam, weil ich sie eigentlich ständig herumschleppe, und inzwischen unter vielen Bedingungen fotografiert habe.

Ihr kriegt hier natürlich nur die Sahneteilchen zu sehen. Ein gutes Zehntel bis ein Achtel der Bilder sind so, dass ich sie tatsächlich speichere- aber das ist ja das schöne an den Digitalkameras... außer Batterien hat man keine Mehrkosten! Und auch da ist sie sehr bescheiden, denn sie nimmt mit Standard-Batterien vorlieb. Die Olympus, die ich vorher hatte, verlangte energisch nach Fotobatterien, die ja recht teuer sind. Mal ganz zu schweigen von den Foto-Akkus, die eigentlich nur in der Ladestation waren und nicht wirklich lang gehalten haben.

Und um so mehr freue ich mich auf die Große. Auf ein wirkliches Tele, auf ein wirkliches Weitwinkelobjektiv- ich bin kein Profi, also sollte mir das Mäuschen reichen. Ich freu mich auf Ausflüge an andere Orte als „nur“ in den Stadtwald oder in Nachbarstädte- demnächst ist das Stahlwerk Duisburg-Nord dran, und die Heidelandschaften etwas nördlich von hier... vielleicht noch in diesem Urlaub.

Für manche Motive braucht man nun mal eine etwas andere Optik- wir werden sehen.


Einen schönen Tag,



Lily


5 Kommentare:

Georg hat gesagt…

Ich freue mich sehr für Dich. Meine Nikon ist leider Schrott. Da aber die Kohle nur für eine Spülmaschine ODER eine Kamera reicht, werde ich etwas warten müssen.
Auch hat sich die Zuzahlung hier auf 25 Euro am Tag erhöht. Das hatte ich zwar anders verstanden, es ist es aber wert.
Viel Spass im Urlaub.

Svenja-and-the-City hat gesagt…

Oh, Glückwunsch zur neuen 450D. Ich hab mir vor Jahren die EOS 300D gekauft, die erste leistbare digitale Spiegelreflex. Ich war so aufgeregt, als die Kamera unter die magische 1.000 EUR Grenze gerutscht ist. :-)

Schönen Urlaub und mach dich nicht verrückt. Du sollst die Zeit doch genießen und mußt nicht jede Sekunde verplanen.

Meise hat gesagt…

Hm. Verdammt. Zahnlos, Persolos, Schlüssellos. Trotzdem wünsch ich dir einen schönen Urlaubsbeginn und dass er gaaaanz lange für dich anhält. ;)
Und viel Spaß mit deiner neuen Foto-Knips. ;)

Gute Nacht wünsch ich auch noch.
Meise

Paula hat gesagt…

Glückwunsch zur Kamera, das kleine Baby würde ich trotzdem behalten, eben weil sie so schön in die Handtsche passt und man sie zu jeder Gelegenheit benutzen kann.

Tja die Urlaubszeit, die geht eigentlich genauso, wie die normale Lebenszeit vorbei, man kann den Augenblick genießen oder auch nicht.

Ich hatte gerade eine kostbare Woche. Die ist mir zum ersten Mal seit vielen Jahren gelungen. Am wichtigsten war, morgens früh aufzustehen, wie sonst auch, damit ich nur nicht aus dem Rhythmus komme, was meinem Körper und der Psyche überhaupt nicht gut tut. Dafür dann der Luxus eines kleinen Mittagsschläfchens auf der Couch und die lange Nacht, die genug Zeit für Fílm gucken, bloggen oder mails schrieben bot.

Ich habe jeden Tag irgendeine Kleinigkeit erledigt, ein Zimmer geputzt, bisschen gebügelt, auf den Markt gegangen mit gemütlichem Frühstück im Café, eine Fahrradtour unternommen oder ins Schwimmbad gegangen,eine Freundin besucht, jeden Abend was schönes gekocht, lange mit dem Schatz auf dem Sofa gesessen etc...Aber ganz entspannt, ohne Plan, nur jeden Tag ein Vorsatz nach dem Frühstück rauszugehen und was zu machen, je nach Wetterlage.

Auf diese Weise hatte ich das Gefühl, in einer Woche doppelt so viel erlebt zu haben wie sonst im Alltag.

Und denk nicht dauern an die Zeit, die man eh nicht festhalten kann, denk nur an den nächsten Moment, an die nächsten Stunden, an den nächsten Tag.

Schönen Urlaub!

Steffen hat gesagt…

Der Zündschlüssel unserer 15 Jahre alten Familienkutsche ist auch vor ein paar Jahren im Zündschloß abgebrochen. Der Stummel und der drin verbliebene Rest zusammen reichen aber zum Anlassen.
Ob noch etwas im Schloß steckt, bekommt man doch mit dem Zweitschlüssel heraus? Zum Herausfingern geht ein halbiertes Laubsägeblatt und viel Geduld. Ein geschickter Mister Minit bekommt aus den Fragmenten wieder etwas Neues hin. Bis dahin: Schlitz zukleben und was von Vogelnest dranschreiben. Ggf. Postfach anmieten...
Und erst mal richtig Urlaub machen. Gute Erholung!