Samstag, 16. August 2008

Unter der Haube

So, ich habe sie kennen gelernt- die Brautmutter. Gestern war DAS Ereignis, nämlich DIE Hochzeit.

Hach, und war das schön. Und lecker. Und überhaupt- ich war schon auf einigen Hochzeiten, nicht zu vergessen meinen eigenen (man beachte den verschämten Plural) aber hier passte alles.

Vom Wetter bis zur Hochzeitstorte.

Nachdem uns (also das geheime BrautUnterstützungsKommitee) schon seit Wochen Ängste bezüglich der zu erwartenden Temperaturen (Aber es ist doch August- nein? Regen??) plagten, und diese durch die Vorhersagen der letzten Woche nicht gerade ausgeräumt wurden, brach dann der Tag der Tage heran, und die Sonne erschien, wie ein Ehrengast. Nachdem der Polterabend schon eine Schön-Wetter-Insel gewesen war, hatte das keiner zu hoffen gewagt.


Also stiegen gegen Mittag rote Luftballons in den blauen Himmel über dem Rathausplatz, und es war so voll wie selten dort bei einer Trauung. Im Gegensatz zu den Befürchtungen bei unserem Versuch, eine bräutliche Standesamtsgewandung zu finden, musste dieBraut auch nicht nackt dort erscheinen, sondern sie trug ein wirklich schönes Kleid, grün-gold schimmernd, und eigens für sie angefertigt.

Nachmittags fand dann die kirchliche Hochzeit statt, in einer Kirche in einem der ländlicheren Vororte. Direkt neben dem Kirchenvorplatz weideten ein paar Kühe, und auch hier schien die Sonne, diesmal auf eine Braut in einem wirklich prächtigen Brautkleid. Mit Schleier. Und allem.

Schluck.

Jeder der Gäste fand ein Taschentuch im Kirchenheft für den Fall der Fälle... Da dieBraut ja bekanntermaßen eine Art Ersatztochter (Tschuldigung, Frau Brautmutter, ich weiß, das das Ihre Tochter ist:-)) für mich ist, hätte ich das Taschentuch auch beinahe gebraucht, wenn es nicht zu schade gewesen wäre, dieses schön zusammengestellte Heft auseinander zu nehmen. Ich hatte eigene mit. Ätsch.


Da die Eltern der Braut verschiedene Staatsangehörigkeiten besitzen, haben die Brautleute das Ehegelübde in beiden Sprachen abgelegt, der des Vaters und der der Mutter. Da hat meine harte Schale ein paar Risse gekriegt, Leute!

Anschließend (selbstverständlich draußen!) gabs für jeden ein Fläschchen Seifenblasen-statt Reis. Jedes Fläschchen verziert mit den Initialen des Brautpaares in den Hochzeitsfarben.


Der Versuch, dann anschließend an die erste von vielen, vielen Foto-Aktionen mit ungefähr zwanzig Autos in Kolonne zum Ort der Feier zu fahren, ging schon an der ersten Ampel schief. Dummerweise fand Frau Lily sich anschließend direkt vorn an der Tête der sich neu bildenden Teil-Kolonne- und mein Orientierungsvermögen ist Legende. Zumal ich in dieser Gegend seit Jahrzehnten nicht gewesen bin. Direkt hinter mir ein Auto aus dem befreundeten Ausland mit ortsfremdem Kennzeichen, das sich vertrauensvoll, so schien mir, an meine Stoßstange heftete.

Abenteuer Großstadt!!! Spannung! Fun!

Meine Seelenruhe steigerte sich nicht durch die Tatsache, dass mein Spritvorrat bedenklich knapp war. Verirren= absolut nicht drin.


Aber der außerirdische außerörtliche Verkehrsteilnehmer hinter mir erwies sich als durchaus ortskundig. Mehrmals fuhr er geradeaus, wenn ich abbog- nur um direkt nach meiner Rückkehr auf die Nicht-Schleichwege wieder hinter mir aufzutauchen. Also Schleichweg= Abkürzung? Nö.

Der einzige Vorteil war weniger Verkehr und weniger Ampeln, so dass ich meinen Spritvorrat schonen konnte.


Am Ort des weiteren Geschehens angekommen, erwartete uns ein Sektempfang. Das Lokal, ein umgebautes altes Industriegebäude, ist der Brüller. Hier im Ruhrgebiet kennt man das inzwischen, den Kontrast zwischen Backsteinarchitektur, frei liegenden Stahlträgern (gern rostig), Rohren und edler Deko. Aber das- Hut ab, Leute. Ich mag nicht in Lifestyle-Jargon verfallen, aber das war wirklich beeindruckend.


Die Gäste hatten in der Folge viel Spaß dran, weitere Fotoaktionen zu bewundern, und den Fotoprofi an der Arbeit zu sehen. Herrje- der hat sein Geld echt mit viel Einsatz verdient. Allein das Puder, um die lebendigen Motive am Glänzen zu hindern hat bestimmt ein Vermögen gekostet.

Es wird eine Weile dauern, bis man die Fotos zu sehen bekommt, und hier werden sie natürlich nicht eingestellt, aber ich bin wirklich, wirklich gespannt drauf.


Auf den Tischen folgten weitere Beispiele für schöne Details: Jeder Gast hatte auf seinem Platz als Tischkarte eine mehrblättrige Papierblume. Auf jedem Blütenblatt klebte ein Schokolädchen, jeweils eins mit einem Foto des Gastes, einem Foto des Brautpaares, dem Namen und mit „Schön, dass Du da bist“ in Deutsch und Italienisch drauf.

Auf jedem Tisch ein Heft mit Bildern aller Gäste, und dazu jeweils drei, vier Zeilen, wer der Betreffende ist, und was er macht, welche Hobbies und Interessen er hat... Daran hab ich mit geschrieben, daher kannte ich das schon- aber die Anderen am Tisch waren wirklich begeistert.



Hach, und das Essen...sechs Gänge, oder sieben. Ich hab irgendwann den Überblick verloren. Es war angenehm, dass zwischendurch genug Zeit war, um draußen eine zu rauchen, und dem Fotografen zuzusehen, der immer wieder einzelne Gruppen heraus bat, um weitere Aufnahmen zu machen.

Apropos Fotos: Auf jedem Tisch lag auch eine Einwegkamera in einer Tüte, mit Anregungen, was man damit knipsen sollte. Sorry, Braut- wir hätten gern, aber der Blitz von dem Ding hat nicht funktioniert. Also von uns- leider nichts.

Ich schätze trotzdem, dass so insgesamt 5-7000 Fotos gemacht wurden gestern- und meine? Sind schon unterwegs zur Braut.


Leider ist mein Durchhaltevermögen nicht mehr so ausgeprägt... gegen zwölf, als das Essen zu Ende war und das Tanzen anfing, machten sich ungewohnte Absatzhöhe und langer Tag doch bemerkbar, und ich konnte einfach nicht mehr. Naja, das Tanzen zu lauter Musik soll man auch den Jüngeren überlassen, die haben es noch nicht so im Kreuz. * ächz *


Und da es schon lange, lange dunkel war, hatte sich auch die Sonne als Ehrengast verabschiedet, und den beinahe vollen Mond an einem sternenklaren Himmel als Vertretung geschickt.


Alles Gute Euch beiden!

Mast- und Schotbruch, und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.





Lily



11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da hat sich aber jemand so richtig Mühe gegeben.
Schön, Schluchz

Lily hat gesagt…

Allerdings:-)
Bin jetzt noch ganz gerührt.

Lily

Anonym hat gesagt…

Wow, so viele liebevolle Details, was für eine Arbeit!
Und dann die Belohnung mit dem schönen Wetter! Ich halte ja sonst nicht sehr viel von "der schönste Tag des Lebens", aber das hier scheint ein Fest gewesen zu sein, von dem alle noch lange erzählen werden. Klasse!
ich wünsche dem Paar, dass die Ehe genauso schön wird und lange hält.
P.

Anonym hat gesagt…

Au ja, ich kann mich nur Lillys Beschreibung anschließen. Auch wenn wir aufgrund eines nicht zu erklärenden Staus den Einzug der Braut in die Kirche verpasst haben (meine Flüche möchte ich hier nicht wiedergeben) war es eine fantastische Hochzeit. Sowas habe ich noch nie erlebt. Zu ergänzen ist noch der Super-Pfarrer, der, ganz gegen katholische Gepflogenheiten, eine lockere und persönliche Note in den Gottesdienst brachte und der Moment, als der Wirt den schweren Vorhang, hinter dem bis dahin die Tische verbrogen waren, durch den ganzen Saal nach hinten schob. Und der Eröffnungstanz, als alle Gäste Wunderkerzen schwenkten. Undundund... ich bin auch noch ganz hingerissen. Und sowieso: die schönste Braut ever! Hach....
Time

Anonym hat gesagt…

DANKE!!!! Was für ein Bericht, ich bin echt ziemlich gerührt...jaja...diese Brauthormone lassen auch noch einen Tag danach nicht nach *g*
Es war alles sooo schnell vorbei :-( der Tag verflog im wahrsten Sinne des Wortes...um 5.15 Uhr sind wir dann nach Hause gefahren, es war super!
Habt ihr zwei denn auch noch den LIVE Auftritt vn den Freunden des Bräutigams miterlebt? wenn nicht: ich versuche ein Video zu bekommen, es war genial!
Und der Rest des Tages auch.
Nee Lily, nun sag mal, was hältste von der Brautmutter? Sie war fast aufgeregter als ich :-)
Und wenn es aucb nun nur Insier verstehen, aber ich wahrhaft gedrückt von zweien, die es sonst nicht tun *gg*

DANKE!!!

Lily hat gesagt…

Also, wie ich die Brautmutter fand, hab ich in einer Mail an DieExBraut geschrieben- aber hier noch mal für alle: Eine ganz besondere Frau, die ihre Tochter sehr liebt, und überhaupt kein Problem damit hatte, dass alle das merken konnten.Ebenso wie der Brautvater.
Leider hatte ich keine Gelegenheit, mit den BräutigamsEltern zu sprechen, aber auch die waren gut gelaunt und herzlich, und haben den Tag genossen. Und genau so wünschen sich das doch alle:-)

:-) Ein Hoch auf die Brauthormone.

Lily

Anonym hat gesagt…

Von mir auch erstmal ganz herzliche Glückwünsche!! Ich wünsch euch alles Liebe! :-) Das hört sich nach ner super Feier an, aber das ist auch nur verdient, wenn man soviel plant, macht und tut! Hört sich sehr, sehr schön und nach ner Menge guter Ideen an!
Dann eine schöne Nach(hoch)zeit und erholt euch gut!

LG
Kate

P.s: Die Marmormuffins vom Polterabend waren übrigens super, da hätte ich gerne das Rezept :-)

Andreas Arnold hat gesagt…

Zweisprachig zu heiraten finde ich sehr interesant. Da könnte man beispielsweise, anstelle das Ehegelübte abzunehmen, einen in die Sklaverei führen und den anderen gegen Kamele verscherbeln und nur die jeweils andere Seite würde es schmunzelnd mitbekommen *gg*

Lily hat gesagt…

Ein interessanter Gedanke, oh Träger des Lichts. Was ist mit dir- lieber Sklaverei oder Kamele?
Kamele riechen so- und sie sabbern. Das bitte ich zu bedenken:-)

Lily

Andreas Arnold hat gesagt…

Manche Kamele spucken auch. Dann riecht man selbst, der Sklave, auch nach Kamel, obgleich man nicht gegen ein solches verscherbelt wurde. Man kann doch alles miteinander verbinden, liebe Lily ;)

Lily hat gesagt…

Dass Kamele spucken, war mir klar. Aber treffen sie auch?
grübelt

Lily