Dienstag, 15. April 2008

Ausflüge

Gestern hab ich- Kontostand hin oder her- einen Ausflug zum nächsten Elch-Laden gemacht. Renommiertes Möbelhaus, ihr wisst schon. Glücklicherweise bin ich mitgenommen worden.
Ihr kennt alle dieses renommierte Möbelhaus-mit-Hot-Dog-Stand? Dann seid ihr auch vertraut mit dem Aufbau der Möbelausstellung. Maximale Wegelänge auf minimaler Grundfläche. Vermutlich gibt es an schwedischen Berufsschulen im Fachbereich Messe- und Ladenbau einen Extra-Lehrgang in Labyrinth-Kunde.
Deshalb hab ich auch geschrieben, dass ich „glücklicherweise“ mitgenommen wurde- denn die Leute, die die Ausstellung beim blau-gelben Umgebungs-Verschönerer (Umgebungs-Verschönerter ?!) gestalten, durften ausnahmsweise auch bei der Anlage der Parkflächen mit Hand anlegen.
Der Laden selbst ist schon von weitem gut sichtbar, und man wähnt sich auf dem besten Weg dorthin- und dann springen einem merkwürdige Abzweigungen, Durchfahrt-Verboten-Schilder, Schranken, Frauen-, Kinder-, Behinderten-, Grünwähler-, Vegetarier-, und Oberstudienrats-Sonderparkflächen in den Weg.
(Nichts gegen Oberstudienräte. Bewahre. Wer nie an der Ikea-Resterampe mit einer Politik-Lehrerin i. R. um das letzte Billyregal in Kirschbaum gekämpft hat, hat ein paar entscheidende Nachteile im evolutionären Wettkampf erlitten)

Besonders kontoschädigend ist es, nichts Bestimmtes zu suchen, wenn man das die Kunden duzende Sperrholzimperium betritt. Dann findet man nämlich was. Ich kann mich noch an einige Besuche erinnern, die der Meinungs- und Geschmacksbildung gewidmet waren, vor einem Umzug.
Sich mal umschauen.
Bisschen Probeliegen.
Ganz unverbindlich.
Nach meinem dritten Besuch in Folge fehlte mir immer noch Küchentisch, Bücherregal und Wohnzimmerlampe, dafür war ich im Besitz wirklich niedlicher Frotteepantoffeln (in türkis!!!), einiger bizarr geformter Blumenvasen, eines künstlichen Ficus Benjamin sowie der Knoblauchpresse Nummer drei.
Eingedenk dieser Erfahrung habe ich dann kurz eine gedankliche Liste der zu beschaffenden Stücke notiert.

Nachttischlampe (die alte verabschiedet sich gerade)- check.
Regalbrett für die Küchenwand – check.
Das sollte alles sein.


Einige Kilometer Parkplatz-Zufahrten später passierten wir dann die freundlichen Drehkreuze, und uns umfing ein leckerer Duft aus dem Restaurant. Unfair. Essensdüfte, sofern sie nicht Kohl und Fisch umfassen, sind berüchtigt für ihre den Verkauf fördernde Wirkung.

Binnen einiger Minuten schlug mir die sich windende Wegführung auf das Innenohr, und ein gewisser Schwindel machte sich breit. Außerdem ist die Luft dort sehr trocken, was potenziell die Bereitschaft zum Restaurant-Besuch erhöht. Aber wir blieben hart.

Und holla- kurz hinter Gardinen und Teppiche, jedoch noch 5 oder 6 Wegbiegungen vor der Markthalle, erstrahlte die Lampenabteilung am (künstlich erzeugten) Horizont.
Wollen mal sehen- Lampen, Nachttisch.
Hm.
Die einzige, die mir gefiel, war eine LED-Leuchte, die mit folgendem, tückisch formulierten Text beworben wurde:
LED-Leuchte „schwedisch klingenden Namen hier einsetzen“- hält 50 Mal länger als eine normale Glühbirne. Auswechseln nicht nötig.

Trotz der Formulierung hab ich gemerkt, dass da auch stehen könnte: Bemüh dich nicht, du kannst die Lampe wegwerfen, wenn die Birne nicht mehr brennt- denn Auswechseln GEHT NICHT. Dafür kostet das Schätzchen ganze 30 €. Davon kann ich eine Woche leben, ihr Leute- gehts noch?

Die anderen waren einfach hässlich, zu teuer, oder ihr Schalter befand sich am Kabel, was ich hasse.

Mein innerer Buchhalter strich daraufhin hochzufrieden diesen Gegenstand von der Liste.


Blieb noch das Regalbrett. Das soll über dem Küchentisch an der Wand befestigt werden, und Platz bieten für das Küchenradio, etwas Nippes und vielleicht ein oder zwei Katzen- äh, Kochbücher.
Dafür muss es sicher befestigt werden können, denn Kochbücher sind schwer.

Es kam somit auch nichts unter 20 cm Breite in Frage, denn Kochbücher sind oft auch großvolumig.
Jaja, und Katzen auch.

Und Ikea meinte, bei diesen Kriterien ein günstiges Regalbrett mit Halterung schon für 20 € anbieten zu können.
Ein Brett. Kein Witz. 20 €. 10 für das Brett, und 10 für die Halter.

Was ich teuer finde.


Woraufhin ich dann zu den schnörkeligen Regalhaltern „Holle“ oder so gegriffen habe, für gut 3 € je Stück- das passende Brett besorg ich dann im Baumarkt. Für sicher weniger als 10 €.


Auch dieser Posten wurde gestrichen.

Leider zeugte das von schlechter Planung- denn bevor wir die Kasse erreichten, kamen wir noch durch die Bilderrahmen-Abteilung.

Nun ja. Irgendwie ist man dem Staat ja einen gewissen Konsum schuldig.


Und nach dem erfolgreichen Zahlvorgang fielen dann alle Hemmungen, exakt in der Minute, in der ich die Lebensmittelabteilung erreichte.


Ein Hot-Dog musste auch noch sein. Zum Abschluss. Nur um das Erlebnis (und meinen Hintern) rund zu machen, sozusagen.


Und kaum war ich zu Hause, konnte ich schon sagen, für wen ich eigentlich dort gewesen bin- die Papiertüte mit Regalhaltern, Katalog, Variationen über Knäckebrot und Gravadlaxsås (sagt das 10 mal hintereinander. Aber schnell hintereinander :-) ) stand noch nicht ganz auf dem Boden, da saßen auch schon die Katzen drin.
Und es gibt nichts Niedlicheres, als das Yakyaktier und Paul nebeneinander aus einer Tüte schauen zu sehen.

Denn Ikeatüten sind groß genug für einen emsigen Kleinkater und seinen bestesten Freund von allen.



Lieben Gruß,


Lily

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Herzliche Anteilnahme. Den Elch finde ich zum Kotzen. Ich schaffe es immer die Abkürzungen zu nutzen die extra für die Mitarbeiter geschaffen wurden, damit diese schnell vor dem Kunden flüchten können.

Ein Regalbrett kriegst Du bestimmt in der Restekiste im Holzzuschnitt des Baumarktes. Wenn nicht, dann Mail an mich...

P.S. "Glühbirne" Ts ts ts. Es gibt kein elektrisches Obst... ;-)

Lily hat gesagt…

Glühbirne. Glühbirne. Glühbirne.
"Leuchtmittel" ist auch nur ein Teil der Verschwörung, die an Hartz IV, DSDS und "Entsorgungspark" schuld ist.
Glühbirne. Glühbirne.


So.
Glühbirne.
Lily

Anonym hat gesagt…

Oh, da kann ich auch was zu sagen -aufgeregtherumhüpft- (das ist das Schöne beim Kommentieren: man muss nicht warten bis man gefragt wird) ;-) SchraubenDREHER! HA!!! Passend zur GlühLAMPE! 50 Cent in die Klugscheißerkasse
Ich vermisse in deiner Aufzählung übrigens etwas: wo sind denn die teuflischen Haferkekse? Die mit Schokolade??? Die muss man IMMER da kaufen, zusammen mit nem Beutel Teelichter (Teelichte???). Und da die Dinger nur schmecken wenn man sie frisch aufgemacht hat, hat man sich das Argument geliefert alle in weniger als 3 Stunden zu essen. Also die Kekse, nicht die Kerzen!

Lily hat gesagt…

Die Kekse kauf ich da nicht- aus genau dem Grund, weil die nämlich so lecker sind. Und weil mein Hintern rund genug ist :-)

Lily

Anonym hat gesagt…

Kann alles Gesagte nur unterstreichen! Aber wooooo ist das Foto von den Katzen in der Tüte????

P.S.: Ich hab bei meinem letzten Elchladen-Besuch den Wegdesignern ein Schnippchen geschlagen - und eine Abkürzung gefunden. Rein und nicht die Treppe hoch, sondern sofort links ....zack und ich stehe in der Kruschtel-Abteilung - das ist die Abteilung, wo man alles findet, was man zwar nicht braucht, aber trotzem kauft.

Lily hat gesagt…

Das Foto ist leider daran gescheitert, dass meine Kamera im Eimer ist. Fotos machen kann ich derzeit nur mit dem Handy- und das hat keinen Blitz. Ich habs versucht, aber nur eine amorphe schwärzliche Masse fotografiert. Schade, das war wirklich sehr, sehr niedlich.
Mal schauen, ob ich die Kamera wieder zum Laufen kriege. Sie ist der Meinung, je Foto einen Satz Batterien verschleißen zu können. Aber bitte nur von den teuren.
Hm.

Nicht so doll.
Lily