Sonntag, 27. April 2008

Monoblocks und andere Handelsgüter

Beim Bestatter (Bestaunter) Tom hab ich heute die Geschichte von Herrn von und zu (und auch über) Purrwinger gelesen. Die Geschichte hat mich an meine verstorbene Schwiegermutter in Lauerstellung erinnert. Lauerstellung, weil ich ihren Sohn erst nach ihrem Tod geheiratet habe.

Uns hat kein herzliches Verhältnis verbunden, ich hatte immer den Verdacht, dass sie mich nicht mag, und das musste sie auch nicht. Schließlich war ich nie Schwiegermutters Traum. Als sie mich kennenlernte, war ich erstens noch nicht geschieden, zweitens war mein Sohn von noch wem anders, und drittens, naja, hatte sie vielleicht die üblichen Probleme, die Sohnmütter mit Schwiegertöchtern (und solchen, die es werden wollen) haben sollen. Ich habe trotzdem einiges von ihr gelernt, zum Beispiel aus der Geschichte mit den Gartenstühlen.

Im Baumarkt waren Gartenstühle im Angebot, und sie bat mich, sie dorthin zu begleiten- nicht aus schwiegermütterlicher Liebe, sondern weil unser Auto eine Heckklappe hatte, anders als ihr BMW. Also auf in den Baumarkt, natürlich mit beiden Autos. Schließlich wurde in meinem geraucht. Dort angekommen, schritt sie zielstrebig fürbass, und erreichte bald die Gegend, in der Gartenmöbel zum Kauf angeboten wurden.

Es materialisierte (serialisierte) sich alsbald ein Verkäufer (selten) und sprach sie an (in jenem Baumarkt ein Zeichen göttlichen Wirkens).

Sie äußerte den Wunsch nach Besichtigung der Stühle (für 3 Mark das Stück oder so- nachgeworfen billig und aus Hunderten (Hunderiten) kleiner Polys gefertigt) und alsbald schritt der Verkäufer zu Werke und schleppte die Dinger zur Ansicht an. Sie beäugte einen nach dem anderen, und der Verkäufer pries seine Ware in den höchsten Tönen- anstatt beim Anblick ihrer Erscheinung messerscharf auf Geld, Kohle, Mäuse, Penunze zu schließen und etwas gehobeneres Meublement vorzuschlagen.

Dann ließ sie sich noch einen Berg von Polstern für die plastizierte Massenware zeigen, und nachdem sie sich für irgendwelche bunten Dinger entschieden hatte, schleppte (!)ihr der Verkäufer den gesamten Kram zur Kasse.

Was ich daraus gelernt habe?

Manche Dinge muss man einfach nur erwarten. Offenbar reicht das schon- und wirkt besser als hilfloses Herumstehen und zielloses Starren in Richtung Service. Und erzeugt im Verkäufer mit Sicherheit mehr Wohlbefinden als wütendes Gepolter oder Beschwerden.

Sie hat sich auch sehr, sehr freundlich bedankt, was den Verkäufer erfreut hat, und ich habe dann, weil sie es erwartet hat, die Stühle ins Auto gehievt. Und auch dafür hat sie sich bedankt.



:-)


Lily





6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Frauen, die Stühle (oder andere Mobilien) selber in der Gegend rumschleppen, sind eindeutig im Nachteil. Woran sie aber selbst schuld sind - ich weiß, wovon ich spreche.
Ich hatte mal ne Freundin, die konnte (wollte) nicht mal nen Nagel selber in die Wand hämmern. Für alles und jedes hatte sie einen männlichen Deppen. Ich hämmere Nägel in die Wände, schließe Lampen an, repariere meinen Fotokopierer, bin ganz großartig im schwere-Sachen-schleppen ... und: kein Schwein hilft mir dabei. :-(

Lily hat gesagt…

Das kenn ich- aber ich hätte nie die Geduld, immer auf Hilfe zu warten. Obwohl das ganz schön wäre, manches geht nämlich echt nur unter Mühen alleine.
Hab da immer noch so ein paar Schrankreparaturen zu erledigen. Grmpf.
Aber dafür hab ich eine wunderbare Oberfräse, und eine 1-a-Stichsäge, beides weder Baumarkt-Ware noch Mädchenkram. Und kann beides bedienen.
Nur die Bohrmaschine ist nicht meine Freundin, die ist mir zu laut.
Aber wenns sein muss.....

:-)
Lily

Anonym hat gesagt…

Siehste, du hast ne Oberfräse (was ist DAS denn?) und eine Stichsäge. Hab ich beides nicht. ABER: dafür hab ich auch ne Schlagbohrmaschine... und nen Werkzeugkasten .... :-)
Und: abhängig zu sein, das hab ich noch nie leiden können... deshalb gibt es in meinem Leben auch keine männlichen Deppen - eher umgekehrt. "Renate", du bist doch so praktisch veranlagt .... kannst du nicht mal...?"
Offen gestanden freue ich mich, dass ich die praktische Veranlagung meiner Mutter geerbt habe ... macht eines leichter im Leben ... und auch billiger. Beispielsweise meine "Designer"-Lampe über meinem Arbeitstisch. Eigenkreation - vom Schlosser umgesetzt. 30 Euro! :-)))

Lily hat gesagt…

Ne Oberfräse? Eine Maschine zum Kantenbrechen. Also etwas mit dem man Holzkanten weich abrunden kann-oder Rillen hineinfräsen, eben von oben :-) Und Werkzeugkasten sowie Bohrmaschine hab ich auch, letztere hab ich nur nicht so lieb wie meinen Akkuschrauber, weil sie so einen Krach macht. Aber im Grunde ist das die Schuld der Wand, nicht der Maschine. Und mein Werkzeugkoffer (meine zwei Werkzeugkoffer) sind sogar sortiert und das nach System. Hach.
Sich selbst helfen können ist ne feine Sache.

Gruß,
Lily

Anonym hat gesagt…

Hmpf ich fühle mich dikriminiert.
Wenn ihr euch hören könntet!

Äh Lily. Meine oberfräse ist aber deutlich lauter als die Bohrmaschine...

Lily hat gesagt…

Wir haben nichts gegen kompetenten, freundlichen, hilfsbereiten und netten Männern gesagt. Das Problem ist nur: Die stehen für sowas seltenst zur Verfügung, und so als potenzielle Partner und Dauer-Schraubgehilfe schon mal gar nicht... Entweder bin ich mit denen erstgradig verwandt, oder die sind schwul oder mit einer guten Freundin zusammen. Da hab selbst ich meine Grenzen!!