Mittwoch, 14. Mai 2008

Sind so zerkratzte Hände…

…zerbissene Finger dran.
Dem liegt ein Erlebnis nach Art der Haustierbesitzer zu Grunde. Denn- Trommelwirbel- Karlchen hatte Würmer.
Würg.
Natürlich am Sonntag morgen kurz nach dem Frühstück entdeckt, haben sie für ein wenig unsonntägliche Hektik und Verdruss gesorgt, gefolgt von einigen eher panischen Telefonaten mit Menschen, deren Katzen auch das Haus verlassen dürfen (alldieweil ich angenommen habe, dass deren wurmbezogene Kenntnisse tiefer gehen als meine).
Diese Anrufe sowie ein Besuch bei Prof. Dr. Google ergab dann, dass es sich vermutlich um Bandwürmer handele. Äh- bah.

Rein vom Ekelfaktor her wäre es ein Anlass gewesen, die örtlichen Tierkliniken in Betracht zu ziehen- aber ich hab mir gedacht, dass es bestimmt wichtigere Gründe gibt, eine solche aufzusuchen, und hab einen Arztbesuch für den Dienstag in Planung genommen. Am Dienstag bin ich dann, bewaffnet mit einem Marmeladenglas samt dahingeschiedenem Parasiten, beim TA aufgeschlagen. Im Zuge einer animierten Diskussion habe ich folgenden Satz geäußert:
„Geben Sie mir bitte für die beiden kleineren Katzen (aka Emily und Karlchen) Tabletten, und für die beiden großen Kater bitte ein Spot on- Präparat. Die Kleinen kann ich händeln, die beiden Großen eher nicht“.
Gesagt, getan, 31,65 € ausgegeben und mit genug Medikamenten in der Tasche versehen, gings dann wieder ins Büro und in der Folge irgendwann nach Hause.
Ach ja, Naivität hat auch seine Reize.

Karlchens Naivität zum Beispiel. Die mich verlockt hat, ebenso naiv zu sein und anzunehmen, dass ich das schon hinkriege. Also, die Tablette in ihn hineinkriege.

Emily ist hingegen angeblich harmlos und alt, und nicht so schnell und nicht so wehrig.

Beide haben jedoch
a) Krallen und
b) Zähne.

Beide sind auch vollkommen hemmungslos, wenn es darum geht, die jeweiligen Waffen einzusetzen.
Und das geht, auch wenn man das Tier jeweils fest in ein Handtuch wickelt.

Unnötig zu sagen, dass irgendwann die Pillen in den Katzen waren, ich schweißdurchtränkt, und die beiden schwer beleidigt.

Und dann kam das Abenteuer Spot-on-Präparat. Das wird in den Bereich zwischen die Schulterblätter getropft, weil sie da nicht ohne weiteres dran kommen, und es ablecken können.
Bei insgesamt 3,5 bzw. 2,5 Ampullen je Katze ist das jedoch ein Spiel, das nicht so witzig ist. Erstens spürt das Fellvolk, dass man ihnen an dasselbe will, vermutlich hat man einen konspirativen Gesichtsausdruck. Zweitens kann man nicht als Einzelperson a) die Katze irgendwie an Ort und Stelle halten, auch nicht durch Verfütterung größerer Mengen Leckerli oder Malzpaste und b) gleichzeitig im Schulterblattbereich das Fell scheiteln und das Zeug träufeln. Und wenn, dann ist es c) höchstens einmal möglich- beim zweiten Mal weiß der Kater, was die Stunde schlägt bzw. die Ampulle tropft, und es setzt ein spontaner Ringelreihen ein. Bei mir in der Wohnung kann man wunderbar im Kreis laufen, da Küche und Wohnzimmer durch zwei Türen miteinander verbunden sind. Dazwischen sind Schränke, Stühle, Tische, Transportzwinger und jede Menge anderer Verstecke untergebracht.
Ich bin also lachend und gleichzeitig schimpfend hinter dem ersten Kater her, immer im Kreis herum, hab ihn unter Stühlen, Schränken, Tischen und anderem Sicht- und Greifschutz vorgescheucht, und immer wenn ich ihn hatte, ist meine Hand von dem öldurchtränkten Fell abgerutscht und weg war er.
Die daraus resultierende Unruhe und Panik hat sich vor allem Stressful Eddie mitgeteilt, der ohnehin zu Angst neigt und eher schreckhaft ist.
Super Grundlage, um ihm seine Dosis zu verpassen.

Die Menschen, die finden, dass Spot-on-Präparate das Ei des Columbus sind, kennen meine Katzen nicht. Vermutlich sind sie allergisch.
Jedenfalls hatte die zweite oder dritte Ampulle, die ihren Weg in Pauls Nacken fand, genug Vorgänger, um nicht mehr einfach so im Fell zu verschwinden, sondern sie lief ihm an den Vorderläufen runter. Was macht eine Katze, der ein Zeug die Beine herunterläuft?
Richtig.
Sie putzt sich.
Das Zeug ist bitter, sagt die Bedienungsanleitung.
Muss wohl, denn den Bruchteil einer Sekunde später hatte ich eine 9 Kilo schwere Katze da, die in die Luft sprang wie ein sieben Tage altes Zicklein, immer rückwärts (bloß weg von dem bitteren Zeug auf der Zunge!!!) und dabei speichelte, was die Drüsen hergaben.

Ich musste dann doch lachen.
Was Paul schwerstens beleidigt hat.

Im Anschluss daran hatte ich das gleiche Vergnügen noch einmal mit Eddie.
Irgendwie hab ich mich aber geschickter angestellt, und ihn nicht ganz so verschreckt wie seinen Bruder.

Heut morgen hatten beide verkrustetes Fell im Nacken.

Und ich frag mich immer noch, wo zum Teufel die Bandwürmer herkommen. Mein Katzenvolk ist ausschließlich drin, die Mäusepopulation chez Lily ist gleich Null, und Flöhe haben sie auch nicht.
Vielleicht hat er sie mitgebracht aus dem Stall, aus dem er stammt. Die Standard-Wurmkur die er bei Übersiedlung mitgemacht hat, war nicht gegen Band-, sondern nur gegen Spul- und Fadenwürmer.
Und jetzt geh ich mir die Hände waschen.


Gewundene Grüße,

Lily

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bei meinem Kater habe ich die Wurmtabletten damals in die Mitte eines Beefsteakhackkügelchens eingeknetet, ging ganz gut, weil er die sofort im Ganzen verschlungen hat. Wäre das nicht eine Möglichkeit?
LG
E.aus H.

Lily hat gesagt…

Ich werds das nächste Mal versuchen- zum Glück ist sowohl das äußerliche als auch das innerlich anzuwendende Zeug nur einmalig anzuwenden. Was mich nur wirklich erstaunt hat, war die Größe der Tabletten- Aspirin-Größe. Nicht sehr ermutigend.

Anonym hat gesagt…

Ich erinnere mich an diverse nette Begebenheiten. So zB als ich, noch jung an Jahren und Erfahrung, meinem damaligen vierbeinigen Erfüllungsgehilfen ebensolche Tabletten geben sollte. Nun hatte ich ja alles für möglich gehalten nur nicht die Tatsache, dass ich diesen Hund halten, sein Gebiss öffnen und ihm die DREI Tabletten hinten auf die Zunge legen sollte. Ich hatte ihn gerade drei Tage und wusste nicht so recht was er von meine Vorhaben halten würde. Ich jedenfalls habe Blut und Wasser geschwitzt. Als ich mit den Dingern in der Hand zu ihm in den Zwinger kam, roch er nur kurz an den Tabletten und ich erinnere mich dass er gegrinst hat. Zumindest hatte er diesen zufriedenen Ausdruck im Gesicht nach dem Motto: ich hoffe Du weist was Du da vor hast.
Es hat fast eine Stunde gedauert bis die Dinger drin waren.
Nicht weil er sie nicht nehmen wollte, ich hatte einfach zu viel Bammel vor diesen Zähnen. Dabei war er, wie ich in den folgenden Jahren feststellen musste, der beste Hund auf diesem Planeten. (Sei umschlungen Alf)
Als ich seinen Zwinger verließ glaube ich, dass er und die anderen sich prächtig amüsiert hatten...

Lily hat gesagt…

Ach ja, Alf. Der beste Hund ever.
Meine vier Banditen sprechen wieder mit mir. ZUmindest meist.
;-)
Lily

Anonym hat gesagt…

Ich erinnere mich auch noch ungerne an diese Spritze, die man der Katz drei Tage hinteinander in die Backentasche...äh Wangentasche drücken musste. Hei, war das ein Spaß! Und können Katzen böse gucken, da wär es mir doch lieber gewesen, sie hätte "nur" gekratzt und gebissen. Sie hat es auf andere Art geregelt....