Ich weiß dann immer nie...

So ein krüppeliger Satz, aber wichtig.

Immer dann wichtig, wenn man zum Beispiel sein ästhetisches Gruseln ausdrücken will, weil irgendein kleines Speckbärchen von 14 Jahren seine Biene-Maja-Gedächtnis-Klamotten ausgepackt hat.

Also wenn ich die so sehe- schwarze Leggins, gelbe Shorts drüber, gelb-schwarz geringeltes Neckholdershirt, unter welchem der trägerlose BH wie durch ein Wunder durch einfaches Erzeugen einer Speckrolleneinschnürungsvertiefung hält, die schwarz gefärbten, blondbewurzelten Fieseln, die das Mädchen vermutlich „Haar“ nennt, geben durch abgesondertes Öl den selbstgebräunten Schultern einen gelblichen Schimmer, und rings um die Schweinsäuglein blättert ein schwarzer Kajalrand langsam ab...

Ich weiß dann immer nie, was ich tun soll. (Da sieht man, wie nützlich der Satz ist...)

Hinstellen und lachen? Hinstellen und weinen? Das Beste hoffen? Spiegel schenken? An mein besseres Ich appellieren und daran denken, dass man in dem Alter immer nur eins will: Wie alle anderen aussehen? Egal, welche Opfer das fordert? Denn man kann weder auf diesen Schuhen auch nur einen schmerzfreien Schritt tun, noch kriegt man in der Todesumarmung dieses BHs Sauerstoff in seine Lungen gesogen. Dass nicht alles Blut in den Füßen landet, wird gern durch zu enge Hosen verhindert, also sammelt sich allerlei in den Rettungsringen über dem Hosenbund. Alldorten schmückt es gern ein Arschgeweih.

Mir ist ein Rätsel, wie man in diesen Kleidungsstücken was anderes tun kann, als entkräftet an einer Laterne lehnen- laufen geht kaum, sitzen schon mal gar nicht, ohne dass die Schrittnaht sich mit dem String verheddert und die beiden die unglückliche Trägerin beider Kleidungsstücke in ein Nirvana der Schmerzen stürzen.

Zu kälteren Jahreszeiten ist man auch gern schon mal dankbar, wenn die bauchfreien Shirts von Mädels getragen werden, die nicht Mitglieder in derselben Krankenkasse wie man selbst es ist, sind- schließlich wollen wir ja auch noch unsere Zipperlein kuriert haben, und nicht nur deren juvenile Nierenbeckenentzündungen und erkältete Eierstöcke.

Ich weiß dann immer nie, ob ich was sagen soll („Kind, du verkühlst dich“ und „Meine Mutter hätte mich so nie auf die Straße gelassen“) oder mich einfach still weiter ärgere, weil da wieder eine ihre Gesundheit aufs Spiel setzt, die später meine Rente zahlen soll.

Aber da die Damen vermutlich weder gut auf die Ansprache reagieren, noch in der Lage sind, rentenmathematischen Formeln allzuweit zu folgen (es interessiert sie auch noch nicht, das kommt später), ist Schweigen die energiesparendste Methode.

Nur manchmal, wenn eine Freundin neben mir her geht, und wir beide einer kleinen Schlampe auf den unzureichend verhüllten Hintern zu starren gezwungen sind, wenn ich dann spüre, wie in ihr die gleiche Kombination aus Neid auf die Jugend, ästhetischem Schmerz und hämischer Schadenfreude aufsteigt, dann, ja dann - fängt mein nächster Satz an mit den klassischen Worten: Ich weiß ja immer nie, ob...