In den letzten Tagen habe ich viel über Entscheidungen nachgedacht, auf ganz verschiedenen Ebenen.
Geht man mal aufmerksam durch den eigenen Alltag, fällt einem kurze Zeit später schon auf, in welchem Umfang man Entscheidungen trifft, von ganz banalen bis zu solchen von erheblichem Ausmaß.
Ganz gleich, ob es darum geht, jetzt aufzustehen oder noch einmal die Snooze-Taste am Wecker zu drücken, das Bett zu machen oder nicht, die nächste Zigarette zu rauchen oder nicht, die rosa Jeans anzuziehen oder die blaue- es sind Entscheidungen. Ich treff sie nur, weil sie sich mir stellen, hier und jetzt, und meist ohne groß darüber nachzudenken.
Zwangsläufig, wegen der Diät und dem Rauchen- Zeugs, erleb ich es leider mindestens in der Hälfte der Fälle, dass ich meine Entscheidung treffe, und dann das, was das Hirn vorschlägt, gepflegt ignoriere und genau das tue, wogegen ich mich bewusst (d.h. an der Oberfläche) entschieden habe.
Also, die nächste Zigarette nicht zu rauchen. Die nächste Dose Tabak, immerhin 16 € teuer (über 30 Mark! Echt!) nicht zu kaufen, die Tafel Bitterschokolade mindestens auf eine Woche verteilt zu genießen und nicht runterzuschlingen als gäbe es kein Morgen.
Nachdem es mir dann oft und oft und immer wieder passierte, dass in dem Moment, in dem ich mich gegen die Schokolade und für den Salat entschieden hatte, irgendwas in mir einfach sich verweigerte und wie ferngesteuert die Schokolade ins Visier nahm, hab ich mich gefragt, ob das vielleicht seine Ursache darin hat, dass die Entscheidungen, die ich so treffe, immer welche sind, mit denen ich mir was versage. Dann müssten ja Entschlüsse, mit denen ich mir was erlaube, leichter zu erfüllen sein. Klingt doch gut, oder?
Fand ich auch.
Ich bin noch dabei, mir dazu eine Datenbasis zu erstellen. D. h., ausprobieren! Gestern Abend habe ich bewusst eine Schale Haferflocken (mit Milch! Und ZUCKER!! Und einer Million Kalorien, von den BE ganz zu schweigen!!!) eingeplant, und heute Morgen bewusst und absichtlich nach einem Blick auf den Wecker entschieden, erst eine Viertelstunde später aufzustehen als der Wecker vorsah.
Richtig viel Ergebnisse habe ich also noch nicht. Und wenn ich sie habe, weiß ich im Moment auch nicht wirklich, was ich dann damit anfange. Klar, es kommt natürlich auch auf das Ergebnis an. Bisher sieht es so aus, dass mein innerer Protestler natürlich Zeter und Mordio geschrien hat, als ich mir diese Dinge vornahm. Nicht in der Entscheidungsminute, sondern als es ans Verwirklichen ging. Da es sich aber summa summarum keinesfalls um gesunde Vorsätze, sondern um welche aus der Kategorie „überflüssig und potenziell schädlich, aber lecker bzw. gemütlich“ handelt, hat der Protestler klein beigegeben, bzw. sich ohne viel Aufwand beschwichtigen lassen.
Vielleicht kann ich auf die Weise
a) üben, Entscheidungen zu treffen und sie auch durchzuhalten (bzw. sie nicht mit Scheinargumenten außer Kraft zu setzen) und
b) sie so zu formulieren, dass a) leichter fällt- also, mich anstelle der Entscheidung GEGEN die nächste Zigarette FÜR ein Leben als Nichtraucher zu entscheiden. Wobei diese Entscheidung nur in der ersten Zeit auch eine ist, die täglich neu gemacht wird. Die für ein ernährungs- und bewegungsbezogen gesundes Leben ist eine Entscheidung, die ich in der Gegenwart von Nahrungsmitteln vermutlich den Rest meines Lebens treffen muss, manchmal minütlich. Andererseits führt eine Abweichung von dieser Entscheidung nicht zwangsläufig zu einem Rückfall. Im Gegensatz zu der Rauch-Geschichte.
Klar, wenn man einen inneren Protestler hat, mit gut geölten Stimmbändern, mehreren Quadratmetern Demo-Pappe und warmen Socken an den Füßen, dann ist natürlich auch die Möglichkeit gegeben, Entscheidungen so zu treffen, dass der Protestler dafür sorgt, dass die reflexhafte Reaktion auf den Entschluss wiederum eine wünschenswerte ist.
Also zum Beispiel sich vorzunehmen, die Zigarettenanzahl von 30 auf 50 täglich zu erhöhen, und als Protestreaktion das dann eben nicht zu tun, sondern aufzuhören. Das fände ich nicht richtig. Das ist Selbstverarsche, und dazu wird man vom Leben schon oft genug verarscht. Abgesehen zeugt so eine Manipulation von wenig Respekt vor einem selbst- und ich finde, man ist schon oft genug unabsichtlich respektlos. Auch und gerade gegenüber sich selbst.
Plus, es funktioniert vermutlich ohnehin nur bei einzelnen Entscheidungen, und nicht bei der Sorte, die einen den Rest des Lebens begleiten sollen. Also zum Beispiel die, rauchfrei zu leben, oder vernünftig zu essen.
Alles in Allem kommt es mir sinnvoller vor, die Entscheidungsmuskulatur ein bisschen zu trainieren. Ein bisschen, und mal nicht zu übertreiben.
Wünscht mir Glück :-)
Montag, 19. November 2007
Entscheidungen
Labels:
Filoso fishes,
Kraut und Rüben
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