Samstag, 7. Juni 2008

And now to something completely different: Fragen an Frau Lily, Teil II


Hier in den Kommentaren fragte Renate an, was denn eine Insulinpumpe ist. Ich hab geantwortet (einer Frage kann ich niemals widerstehen, Leute, das wisst ihr doch...) und abgesehen von diesem Artikel in Wikipedia hab ich gesagt, ich poste hier noch mal Bilder von meiner Pumpe, und von einem liegenden Katheter.
Ich würde ja auch einen nicht liegenden fotografieren und zeigen, damit ihr euch das vorstellen könnt, aber das ist ein teures Vergnügen, für das Foto müsste ich einen zerstören.
Daher diese plumpe und selbst gemalte Zeichnung.

Die Pumpe ist ungefähr so groß:
Noch ein Grund, warum ich nicht mit dem Rauchen aufhöre: Ich brauche Feuerzeuge, als Maßstab :-)

Und der Katheter "in Echt" sieht dann so aus:

Das blaue Ding ist abnehmbar, und so trennt man die Pumpe dann von der Nadel, wenn man duschen geht oder schwimmen will, oder sonst was machen will, bei dem ein 60 cm langer Schlauch einfach stört.- Wenn die Pumpe im Stoppmodus ist, gibt sie regelmäßig Warntöne von sich, und alle Weile grunzt und vibriert sie ordentlich, damit man nicht vergisst, sie wieder anzuschalten/anzulegen. Diese Warntöne sind nicht abschaltbar. Wenn also aus irgendeinem Grund zum Beispiel nachts das Insulin-Reservoir leer läuft, dann macht die Pumpe so lange Theater, bis ich wach werde, und sie wieder fülle oder mit anderen Mitteln die Störung beseitige.

Ich kannte da mal jemanden gut genug, um in seiner Gegenwart die Pumpe schon mal eine Weile abzulegen- und ratet mal, wer sich von dem Gepiepse jede Minute aber heftig gestört und angezählt fühlte. Die, die ich jetzt trage, ist ein anderes Modell, die piepst nur alle 10 Minuten. Was auch reicht :-)
Wie man dem Maßstabfoto entnehmen kann, ist dieses clevere Stück Elektronik nicht groß. Es passt locker in eine Hosentasche, nachts clippe ich sie am Slip fest. Es gibt auch schicke Gürtel dafür- aber die kann ich nicht ertragen, die sind per Klett verschlossen, und das scheuert nicht zu knapp.
Leider ist die Pumpe zu schwer, um in einem leichten Sommerrock am Bund getragen zu werden, der Rock geht irgendwann zu Boden, was es zu vermeiden gilt. Also wird sie dann am BH getragen, was komische Beulen hervorruft.
Noch komischere Beulen hab ich im Badeanzug herum getragen, als ich sie einmal mit zum Schwimmen nahm- da rutschte sie aus dem Körbchen in den Schritt, und ich hatte das Gefühl, dass jeder andere Badegast sich dieses merkwürdige Bild nicht entgehen lassen wollte.
Ich kann sie ein bis zwei Stunden am Streifen auch mal ablegen, aber wegen ihrer Eigenart, sich dann mittels Piepsen und Vibrationen zu melden, lass ich sie nicht im Spind im Schwimmbad, denn das Piepsen könnte ein Handy sein, und so ein Kabinchen ist schnell aufgebrochen, und dann ist sie weg. Mal abgesehen von den Kosten, ca. 3000 €, ist es ein gesundheitliches Risiko, das ich nicht eingehen will.
Noch Fragen?

Liebe Grüße,
Frau Lily

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Pumpe sieht elegant aus und das Bild mit Haut ist überhaupt nicht schockierend. Klasse, dass es diese Dinger gibt, perfekt wäre natürlich, wenn sie auch selbst den Insulinbedarf ermitteln könnten. Die Medizinforschung tüftelt ja bereits an Zellen, die irgendwann in der Zukunft Organe reparieren können sollen. Wäre doch toll, wenn auch irgendwann mal Langerhannsche Inseln dabei wären.
Stört das 10-minütige Gepiepse nicht Deinen Schlaf? Ich erinnere mich ungern an 24-Std-Blutdruckmessungen, wo man alle 15 Minuten von einem Brummen geweckt wird, was sicherlich etwas massiver ist als ein dezentes Piepsen.

Paula (heute Nachteule, da um 17:00 einen Latte macchiato getrunken)

Lily hat gesagt…

Klar, die eigenständige Messung fehlt, meine Pumpe hat auch nicht die Möglichkeit, dass sowas integriert werden kann. Es gibt aber welche. Das Problem ist, dass natürlich die Abgabe des Insulins exakt darauf eingestellt sein müsste, wie derzeit die Werte sind, und vielleicht auch, wie sie erwartet werden. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass das Gehirn in Zusammenarbeit mit der Bauchspeicheldrüse sehr wohl auch etwas "vorausschauend" arbeitet, und zum Beispiel beim Anblick einer leckeren Mahlzeit schon mal die Langerhansschen Inseln scharf macht, und sozusagen in die Startlöcher geht. Das alles muss bei einem Computer, wie das Pumpe-und-Messgerät ja sind, immer noch vom User "geplant" werden.
Die Status-ermittelnden Einheiten meiner Bauchspeicheldrüse sind ja vielleicht auch noch in Ordnung. Da könnte man im Idealfall vielleicht die Werte abgreifen:-)
Die betüftelten Zellen sind übrigens Stammzellen... Und ja, das wäre wirklich, wirklich toll. Für mich besser als eine Organspende- denn nach so etwas müsste ich den Rest meines Lebens Immunsuppressiva schlucken. Und da zieh ich Insulin doch vor- es sei denn, ich brauche irgendwann einmal eine neue Niere. Das "lohnt" sich wohl eher, und da kriegt der Diabetiker schon mal beides.
Die Pumpe piepst nur im Stopp oder im Alarm alle 10 Minuten. Und das muss sie auch, schließlich ist dann ja auch was nicht so, wie es sein soll.
Wenn sie ganz normal läuft, piept sie nur, wenn man gerade eine Dosis abgegeben hat, oder wenn sie meint, man müsste jetzt mal den Blutzucker kontrollieren (das kann man einstellen, so dass man nach bestimmtem Zeitablauf daran erinnert wird, zu messen. ZB. 2 Stunden nach Insulinabgabe beim Essen).
Ansonsten ist sie ruhig. Und kein Vergleich zu diesen Dauer-RR-Messgeräten, die einem immer den Arm abwürgen.

Lily
Heute Lerche- aber mit der Option, gleich wieder schlafen zu gehen ;-)

Anonym hat gesagt…

Interessant, vielen Dank, liebe Lily. Ich denke auch, dass man sich an das Gepiepse gewöhnt, wie an fast alles im Leben.
Als ich vor 20 Jahren ein Ohrgeräusch bekam, dachte ich werde wahnsinnig, wenn das nicht mehr weg geht. Es ging nicht weg und ich habe mich daran gewöhnt. Hauptsache, es wird nicht lauter...