Mittwoch, 7. Januar 2009

Eiszeit (vermutlich wenig originell, aber passend)

Alle reden übers Wetter, ich nicht.
Ich schreib drüber.
Nicht wirklich, aber ich möchte anmerken, dass heute morgen der Irrsinn in Gestalt von wild gewordenen, marodierenden Schülerhorden über uns hereingebrochen ist. Samt den ihnen zugeteilten Erziehungspersonen nehmen sie nun wieder am Straßenverkehr teil, der schon unter dem Schnee gelitten hat.
Aber mal abgesehen vom Wetter: Was ist eigentlich heutzutage mit den Beinen von Kindern und Jugendlichen los? Können die alle ihr Gewicht nicht mehr tragen, oder aus welchem Grund sind die Eltern als Chauffeure so beliebt? Zu meiner Zeit galt als verachtenswertes Weichei, wer sich fahren ließ. Heutzutage bilden sich regelungsbedürftige Schlangen an den Zufahrten der Schulen, damit die verpimpelten Damen und Herren möglichst wenig Kontakt mit der frischen Luft haben. Vielleicht auch, damit sie -ungeachtet der Witterung bauchfrei gewandet (oder besser: Ungewandet)- die Leistungsfähigkeit der Solidargemeinschaft „Gesetzliche Krankenversicherung“ auf die Probe stellen können.
Ich tröste mich immer damit, dass nach den Darwinschen Gesetzen und der Anwendung strikter Selektion diese Gestalten ebenso wenig in freier Wildbahn überleben wie die, die zu dieser Jahreszeit gegen Abend mit einer unbeleuchteten Mofa unterwegs sind. Selbstverständlich im knapp taillenkurzen Jäckchen, und mit wehendem Schal.
Vielleicht treibt mich hier aber lediglich der Neid- als ich so jung war, trug man Moonboots und Daunenjacken, und jede/r sah aus wie ein Michelin-Männchen.
Aber wir haben wenigstens nicht gefroren.
Arme Kinder.


Einen schönen Tag, so wenig Blechschäden wie möglich und eine tropffreie Nase wünscht


Lily

5 Kommentare:

Frau Vau hat gesagt…

lach... meine Kinder wurden gestern ABEND bei DUNKELHEIT und EISESKÄLTE ausnahmsweise mal zu ihren Freunden gebracht (wegen Schlafbesuch und dadurch resultierendem Übergepäck). Normalerweise gehen die Beiden zu Fuß oder sind mit dem Fahrrad unterwegs. Darum sind sie auch pumperlgsund und NICHT ZU FETT. Und abgehärtet. Selbstständig. Sicher im Straßenverkehr. Und so weiter...
Den schönsten Spruch dazu habe ich mal auf einem Elternabend gehört - schönes Argument für alle Autobringer: Kinder haben ein RECHT auf einen Schulweg zu Fuß!
(Abschalten, Ruhe finden, sich mit Freunden unterwegs austauschen, runterkommen!)
Uff.
Tat gut...
Übrigens: schön, dass es Dir anscheinend wieder besser geht :-)

Lily hat gesagt…

Ach, wenns dunkel ist und schneit oder so eisekalt ist wie derzeit, dann bring ich auch meinen Sohn nach Hause, bevor er die 12 km mit dem Rad fährt oder seine Zugfahrkarte nutzt, um auf dem Bahnhof zu warten, dass die Bahn ausfällt.
Mir gings um die Wege zur Schule- wenn das zu weit ist, gibts Busfahrkarten, soweit ich mich erinnern kann. Und wenn man selbst mal eine Weile abschaltet, während man zum Beispiel zu Fuß von der Arbeit nach Haus läuft, dann weiß man, wie gut das tun kann. Man ist wirklich auch zu Hause, wenn man den Schlüssel in der Tür umdreht. Und nicht noch halb im Büro.

Es geht tatsächlich wieder besser
:-)
L.

Anonym hat gesagt…

Es scheint das Ziel mancher Eltern zu sein, dass ihre Kinder mit unbenutzten Füßen aus der Schule entlassen wrden, denn sie fahren die lieben Kleinen (bis 16 Jahre) grundsätzlich und bei jedem
Wetter zur Schule. Wir wurden früher morgens höchstens an die Mitnahme eines Schirms und das Tragen diversen Zubehörs (Schal, Mütze, Handschuhe) erinnert. Gefahren wurde nur im absoluten Notfall und wenn es gleichzeitig gerade in den Tagesablauf passte. Zu dem Spruch, dass Kinder ein RECHT auf einen Schulweg zu Fuß haben, passt der Ausspruch eines etwa 15 jährigen Mädchens, das sich offensichtlich auf einen spannenden Heimweg gefreut hatte: "Scheiße, da steht mein Vater" Und aus war´s mit dem Vergnügen des Heimwegs mit den Freundinnen und/oder dem derzeitigen Schwarm *gg*

Anonym hat gesagt…

Wir mussten damals, *im Pleistocene, wie du schon mal sagtest*, die 15 Kilometer zum naechsten Staedtchen mit dem Regionalbummelzug fahren...Da war im Vorteil, wer auch puenktlich am Bahnhof war (der Sage nach waren die Zuege damals noch on time), die Monatskarte kostete 8 Mark ! Und man konnte prima Hausaufgaben abschreiben, soziale Kontakte pflegen, und Verabredungen treffen. Und englische Vokabeln abhoeren. Den Kassettenrekorder mit den neuesten Hits aus der Hitparade abhoeren. (Gerade heute im Radio gehoert : seufz: Ballroom Blitz , von den Sweet ).Und auf dem Weg vom Bahnhof zur Schule lag guenstigerweise das beste Eiscafe der Stadt....
Liebe Gruesse, Uschi

Anonym hat gesagt…

*lol* Ich danke dir für diesen Eintrag. Sehr genial geschrieben und so wahr. ;o)

Man merkt es sofort, wenn man so ein verweichlichtes Autofahrer-Gör vor sich hat. Sobald man länger als 5 Minuten gemeinsam läuft, wird permanent genölt: "Sind wir bald da? Wie lange dauert das denn noch?!"

Grrr... da bekomme ich eine Riesenkrise. Ich habe mir damals angewöhnt, den Freunden des Juniors gleich zu sagen: "Du kannst uns gerne gleich nach der Schule besuchen - aber wir müssen von der Schule eine halbe Stunde nach Hause laufen." ;o)

Natürlich kutschieren auch wir unseren Junior hin und wieder. Besonders im Winter nach dem Sporttraining und wenn es dunkel ist. Mit 9 Jahren darf er den Service noch in Anspruch nehmen. Mal sehen, wie lange noch. ;o)