Freitag, 14. Dezember 2007

Posten, ohne was zu sagen zu haben.

Ich fühl mich so, als müsste ich hier jetzt was posten. Eigentlich habe ich nichts zu erzählen, aber das hat mich noch nie vom Reden abgehalten. Warum sollte ich dann nicht auch inhaltsleer bloggen können?


Es ist Freitag Mittag, das Wochenende ist in Sichtweite, und an meiner offenen Bürotür ist gerade die Betriebsschöne vorbeigestakst, in einer dieser unsäglichen Radlerhosen-artigen Jeans. Mit einer Strumpfhose darunter, angetan zusätzlich mit Stiefeln. Stiefel von der Sorte „Kauf ein Paar, und du kriegst einen Meter Bordstein dazu“.
Das Outfit ist gewagt, aber im Vergleich zu der von ihr bevorzugten Sommerbekleidung (Miniröcke in Gürtel-Breite) ein Mahnmal an Dezenz und Konformismus. Rein figurtechnisch kann sie es tragen, das ist wohl wahr.
Allerdings gab es schon mal ein Rundschreiben der Geschäftsführung, das kurze Hosen als unerwünscht bezeichnete. Das wurde sogar durchgesetzt. Aber nur bei einigen männlichen Kollegen- die hat man nach Hause geschickt, damit sie sich umziehen.
Rein vom Ästhetischen her kann ich das gut nachvollziehen, die Bierbauch-über-Bermuda-über-Tennissocken-Kombo, oder auch nur das, was meine Oma „Porree-Piepen“ nannte, ist schon etwas, das Augenkrebs auslösen kann. Aber wenn schon, denn schon: Gleichbehandlung ist doch etwas schönes an sich, oder? Ganz ohne Ästhetizismus.


Als After-Work-Alkohol ist um diese Jahreszeit der Glühwein sehr beliebt. In zwangloser Guppierung begibt man sich nach Büroschluss in die Innenstädte und steht an diversen zugigen Ecken herum, eine geschmacklos verzierte Tasse mit industriell gefertigter, verdächtig roter Flüssigkeit im Patschhändchen.
Gruppendynamisch Fortgeschrittene erkennt man an gleichen Mützen, resignierte Beschäftigte der öffentlichen Hand daran, dass sie jeden Blickkontakt mit der Umgebung vermeiden- der Typ einen Glühwein-Stand weiter könnte der Sozialhilfeempfänger vom 9-Uhr-Termin sein.

Von Zeit zu Zeit bricht eine Gruppe Frauen kichernd und sich gegenseitig Halt gebend in Richtung der nächsten öffentlichen Toilette auf (Frauen gehen ja nie allein… und so weiter), und kehrt meist in dezimierter Kopfzahl zurück, weil ein Verlassen des Standes auf mirakulöse Weise für eine Bewusstwerdung der Menge des konsumierten Fusels sorgt. Sprich: Frau bemerkt, dass sie stinkbesoffen ist, und zieht es vor, das Weite zu suchen. Viel Glück auch- ich bin bei solcher Gelegenheit schon Opfer teurer Spontankäufe geworden. Glühwein scheint die Abwehrkräfte zu schwächen.


Deshalb geh ich jetzt trinken. Vorher werde ich halt-und gewissenlos eine Bratwurst vertilgen. So richtig mit E xxx drin und mit Cholesterin und so. Plus Weißmehlbrötchen, wenn die Sorte leicht gebräuntes Radiergummi wirklich als Brötchen bezeichnet werden kann.
Und ich trinke dann nur Kinderpunsch, denn ich muss noch nach Hause fahren. Mit dem Auto.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dafür trink ich einen Glühwein für dich mit...oder Eierpunsch, liegt mir mehr!
Ach ja: und gleich erzählste erstmal, wer die Büroschönheit bei euch ist...trotz viel Nachdenkerei komm ich nicht drauf...bis gleich! :-)

Lily hat gesagt…

Gut, dass wir drüber gesprochen haben :-) , und dass du jetzt weißt, wer gemeint ist. Hast ja wirklich nicht falsch gelegen.


Einen schönen Abend noch!
Lily

Anonym hat gesagt…

Aber nur mit hilfreichen Tipps! Von alleine wär ich nie drauf gekommen, dass das die Büroschönheit ist! ;-)