Mittwoch, 5. Dezember 2007

Küchenfranzösisch. Oder Jägerlatein?

So.
Da gibt’s also einen neuen Fachausdruck für schlecht ausgebildete Menschen:
Die bildungsfernen Schichten.
Wenn man sich das fein auf der Zunge zergehen lässt, suggeriert dieser Terminus einen Zustand, der entweder auf Verweigerung beruht (warum geht der Depp nicht näher an die Bildung dran? Hä?) oder kennzeichnet eine fast schon naturgegebene Entfernung zwischen den Menschen und formaler Bildung, die lediglich mit Hilfe einer Art Kontinentaldrift zu beseitigen ist. Jedenfalls ist das etwas, was staatliche Verantwortung irgendwie ausschließt… Halt geologisch. Schichten und so. Und auch noch fern: Also erstmal nicht unser Problem.

Die Prägung von Euphemismen wie Entsorgungspark für Müllkippe, oder Freisetzung von Mitarbeitern anstelle von Kündigung, ist ja seit einigen Jahren in Mode. Ein Schelm, wer anderes dabei denkt, als dass Sprache sich halt – entwickelt. Auch so was Naturgegebenes. Keinesfalls ein Instrument politischer Machtausübung zur Verschleierung von unhaltbaren Zuständen. Natürlich nicht.



Aber Sprache entwickelt sich tatsächlich. Nee, ehrlich, und von ganz alleine.
Ein Beispiel? Bitte schön:

Besonders deutsch ist der Reh-Gips. Man trifft ihn immer wieder in Baumärkten an, und überall da, wo Menschen zusammenkommen, um Räume zu trennen. Das besonders deutsche daran ist die Verwandtschaft zum Gartenzwerg, denn auch der ist meist aus Gips. Anders als den Gartenzwerg hingegen gibt es den Reh-Gips nicht aus Beton, und auch nicht aus unverrottbarem Kunststoff (wg. saurem Regen und so). Ebenso wie sein Bruder in der Natur (nicht der mit der Mütze, sondern der mit dem Geweih) tarnt sich der Reh-Gips gern; vorzugsweise mit einem Schild, auf dem in 12 Zentimeter hohen Lettern Rigips steht.

Noch eins?

Bullerbäss.

Man staunt, und man wundert sich, wozu eine schlichte Gemüsesuppe im Laufe der Zeit so verkommt, wenn man eine gewisse Kreativität bei der Aussprache ins Spiel bringt. Bis ich mitgekriegt habe, dass vom Kochen die Rede ist, hatte ich schon laute Geräusche einer bassbetonten Stereoanlage ausgeschlossen, das passte vom Kontext her eher nicht.
Und das wäre ja auch ein Buller-Bass gewesen, oder aber Buller-Bässe.

Auch ein Bezug zu Astrid Lindgrens Kinderbüchern kam offensichtlich nicht in Frage.
Die Suppe hat mich dann aber in die Knie gezwungen.
Eine enge Verwandte, sozusagen die Schwester der Bullerbäss, ist die Meinstrohn. Das kommt von zu viel Englisch und zuwenig Italienisch in der Schule, Mädels und Jungs!

Für die, die nicht drauf gekommen sind: Minestrone.
Capisce?

Ach ja, und allseits beliebt, aber darum nicht richtiger:
Triologie.

Google sagt dazu:
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 276.000 Seiten auf Deutsch und Englisch für Triologie
Ergebnisse 1 - 10 von ungefähr 1.920.000 Seiten auf Deutsch und Englisch für Trilogie.

Hab ich schon bei Leuten gehört, die einen Deutsch-Leistungskurs erfolgreich absolviert haben. Spricht das jetzt für Bildungsferne beim Lehrer? Oder für Literaturferne des Unterrichts? Oder für schlichtes Falschlesen (i. e. Realitätsferne…)?

Beliebt in Chat’s recht’s und link’s (<-- das hat Spaß gemacht :-)) ist eine kreative Angleichung verschiedener Sprachen.

World-of-Warcraft-Volapük, sozusagen.
Da ist eine Gruppe Allianzler oder eine Horde der Horde unterwegs, und stürzt sich dann „on mass“ ins Getümmel. Dabei ist man „on gard“, wegen der Monster und so.
Ist das jetzt Frenglish? Oder Franglais? Egal, keiner schreibt es richtig, alle verstehen, was gemeint ist.


Deshalb hab ich auch die Frau verstanden, die mir im Vertrauen erzählte, dass ihr Kind aus einem Online-Standing stammt.

Ich hätte mir die IP gemerkt, schon wegen der Alimente.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tränen der Freude zieren mein Gesicht...

Ich bevorzuge den Verbandskasten, welchen ich in einer Schubskarre transportiere um nachher Bratskartoffelnzu essen.

Antworte doch mal auf die Frage "kann ich hier jetzt nicht durch?" mit einem kurzen Ja.
Das wird ein Spaß. ich schöhr ey...

Lily hat gesagt…

"Ich möchte den Ausweis meines Sohnes verlängern lassen."
"Wie ist denn der Name des Kindes?"
"Kevin".

Aha.

;-))
Lily

Anonym hat gesagt…

hey alter willst du mich produzieren ?
ich weis wo dein haus wohnt...

Lily hat gesagt…

Soraya! Kommst du wohl bei die Mama?

Paskwale! Komm bei Papa, ich kauf dich 'ne Pommes!

Anonym hat gesagt…

Schön ist aber auch der Klassiker "Ich hätte mal gerne eine Frage" es verleitet mich doch immer kurz "Ja welche hätten Sie denn gerne?" zu antworten.
Beliebt ist aber auch, in einem doppeltgeschlechtlichbesetztem Bürozimmer (Türschild "Herr B, Frau W") reinzukommen und mit suchendem Blick zu fragen "Sind Sie Herr B???" Und ich schwör´: irgendwann sag ich "nein, ich bin das" ;-)

Anonym hat gesagt…

Ach, eins noch:
man kann die Bratskartoffeln doch in einer Kastrolle auf dem Vierplatternkocher braten! ;-)