Mittwoch, 5. November 2008

Oh, say can you see by the dawn's early light What so proudly we hailed at the twilight's last gleaming?

Yay- Amerika hat gewählt, und abgesehen von allen inhaltlichen Dingen, die von hier aus schwer zu beurteilen sind, haben die Amerikaner einen jungen und noch dazu einen farbigen Mann zu ihrem Präsidenten gemacht. Ich will da nicht missverstanden werden: Es geht mir nicht darum einen Menschen auf seine Hautfarbe zu reduzieren, die vollkommen belanglos ist, wenn es um seine Qualitäten als Mensch und als Politiker geht. In Bezug auf dieses Amt ist diese Hautfarbe jedoch von unübersehbarer Symbolkraft, und damit alles andere als belanglos.

Meinen herzlichsten Glückwunsch an die Menschen in den USA. (Klar, darauf haben sie alle gewartet in den letzten Monaten: Auf meine Glückwünsche :-))

Hoffen wir, dass die Wünsche der Wähler sich erfüllen. Und hoffen wir, dass hier mal wieder über 70 % der Wähler zu den Urnen kommen!



Leider ist offenbar Proposition 8 in Kalifornien als Verfassungszusatz in Kraft getreten- wenn auch nur knapp, so ist das doch ein ziemlich trauriges Signal. Proposition 8 ist eine Regelung, die die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare untersagt.

In Arkansas ist eine Vorschrift befürwortet worden, die beinhaltet, dass Unverheiratete keine Kinder adoptieren oder in Pflege nehmen können- das schließt nicht nur alle gleichgeschlechtlichen Paare aus, sondern auch allein Lebende und unverheiratete gemischtgeschlechtliche Paare.


Ich habe nicht vor, erneut zu heiraten, weder Mann noch Frau, und mein Ehrgeiz in Sachen Pflege- oder Adoptivkinder ist auch sehr gebremst.

Insofern geht es mich nichts an.

Andererseits geht es jeden eine Menge an, denn meines Erachtens nach hat es keinen Staat der Welt zu interessieren, wenn Menschen, die sich lieben, ihre Verbindung nicht nur mittels Urkunde und Unterschrift, sondern auch mit allen Konsequenzen, also mit Namensänderung, mit Ringtausch und allem was zur äußerlichen Demonstration dieser Bindung gehört, zeigen und -vor allem!- feiern wollen.


Die Aufgabe des Staates kann nur sein, im Rahmen seiner Möglichkeiten den Beteiligten ihre gegenseitigen Rechte zu garantieren, sofern dies möglich ist, und darauf Acht zu geben, dass niemand benachteiligt wird. Und auch das geht schon oft genug schief.

Absurd und haarsträubend falsch ist in diesem Zusammenhang die Annahme, die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen würde Ehe und Familie im traditionellen Sinn in irgendeiner Weise bedrohen.

Das machen die Beteiligten, also die Eheleute, in der Regel schon ganz allein, ohne dass es dazu einer Nachhilfe von Seiten gleichgeschlechtlicher Paare bedarf.

Mal ehrlich: Welches Traditionsunternehmen ist in seinem Bestand stärker bedroht als die Ehe? Und zwar, weil die bisher beteiligten Parteien nichts lieber zu tun scheinen, als reihenweise auszubrechen aus dem „heiligen Stand“? Weil sie sich gegenseitig schlecht behandeln, belügen, betrügen oder zu Tode langweilen?


Und aus welchem Grund sollten unverheiratete Menschen sich nicht um Kinder kümmern können? Es zeugt von großer Arroganz eines Staates sich bei dem schwierigen Unternehmen, Kindern neue Eltern zu geben, eines großen Teils der dabei helfen Wollenden zu entledigen.


Es wird Zeit, dass auch in den Köpfen politischer und religiöser Meinungsmacher sowas wie Realität Einzug hält.



Und das gilt nicht nur für die USA.


Lily

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wenn man sich die Zahlen mal genauer ansieht, dann bekommt man ohnehin das große Grübeln angesichts des amerikanischen Wahlsystems. Hierzulande ist so etwas nur ansatzweise (als Fraktionszwang) bekannt.
Dabei haben es die US-Amerikaner einfach: sie müssen sich faktisch nur zwischen zwei Kandidaten entscheiden. In Deutschland, habe ich festgestellt, wählt man immer öfter das kleiner Übel - auch, weil die Stimmen sonst Gefahr laufen, völlig unter den Tisch zu fallen (ich wollte schon immer die Partei der Nichtwähler gründen - deren Plätze im Parlament dann auch frei bleiben, leider würde das die anderen dann wohl auch nicht motivieren...)
Ein anderes Wahlverfahren müßte her. Die Condorcet-Methode (oder deren Variante, Schulze-M., siehe WP) würde ein Ranking erlauben - community-basierte Projekte (wie z.B. Debian Linux) verwenden das erfolgreich.
Aber wenn Wahlen die Welt verändern könnten...

Lily hat gesagt…

Also, ich glaube, wenn man nur zwei Kandidaten zur Verfügung hat, dann ist die Gefahr noch größer, lediglich ein kleineres Übel wählen zu können. Und die Stimmen, die unter den Tisch fallen, gibts ja zuhauf, dank des Wahlmänner-Prinzips.
Zudem finde ich diese Kombi-Wahlen so grässlich- wer schon mal die ratlosen Gesichter von Leuten gesehen hat, die sich nur bei der Bundestagswahl zwischen Erst- und Zweit-Stimme entscheiden müssen, der kann sich vorstellen, was passiert, wenn man auch noch über Verfassungsänderungen etc. abstimmen muss.
Wobei das ein Stück direkte Demokratie ist, die mir hier oft fehlt. Aber vermutlich kann man nicht alles haben.

;o)