Sonntag, 23. November 2008

Wochenenden

Irgend etwas hat mir eine Schnapsidee in den Kopf gesetzt- wenn man lange genug grübelt, kommt man irgendwann darauf, was dem eigenen verpfuschten Leben eigentlich fehlt, und -schwups- alles ist wunderbar, friedefreudeeierkuchenwunderbar. Richtig? Richtig?? Bestimmt.


Weit gefehlt, kann ich da nur sagen, weit gefehlt.- Trotz diverser Erkenntnisse in den letzten Wochen, die alle ihre Berechtigung haben und auch wichtig waren, hat sich gar nichts dran geändert, dass besagtes Leben recht pfuschig aussieht, und auch keine Anstalten macht, wie von selbst in die neutrale Ausgangsposition zurück zu rutschen (Reset to default? Yes, No, Abort).


Schlimmstes Beispiel sind die Wochenenden. Wenn ich auch nicht mehr dem Irrglauben unterliege, dass diese zwei Tage vergleichsweiser Freiheit ab vierzig noch in einem Wirbel spannender, gesellschaftlich und persönlichkeitsentwicklungstechnisch zu begrüßender Ereignisse vergehen, so kann es doch eigentlich auch nicht Sinn der Sache sein, so vor den Rechner geleimt zu sein, dass man einen Weltuntergang erst bemerken würde, wenn das DSL ausfällt- oder?

Richtig spannend ist was anderes. Erholsam ist es auch nicht, und wenn jeden Samstag der Pegel schon steigt, um regelmäßig ein mentales Sonntags-Hochwasser zu erzeugen, hinterlässt das doch einen eher bitteren Nachgeschmack.


Unerholt schlurft Lily dann montags zurück ins Büro, um die ganze Woche fast schon hypnotisiert wieder auf die magischen zwei Tage zu warten.


Ich weiß nicht genau, was da eigentlich falsch läuft.

„Mach was, geh irgendwo hin“ ist ein Ratschlag, der in mir den Wunsch erzeugt, den Ratgeber zu schlagen, und ein mit Terminen vollgestopftes Wochenende pusht den „Ich kann leider nicht, weil [hier beliebige Entschuldigung einsetzen]“-Generator zu neuen Höhen der Kreativität.


Ich glaub, ich muss mal in Ruhe darüber nachdenken, ob es beispielsweise Sinn macht, sich einen Zeitplan für das Wochenende zu machen- das Problem ist nur, dass ich auch mir selbst problemlos absagen kann.


Vielleicht sollte ich mich k.o. schlagen.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das hört sich ja ganz danach an, als würde der Wochenend-Schweinehund immer noch die Regie führen und dafür sorgen, dass die 2 Tage auf keinen Fall Spaß machen.

Vielleicht hilft da ein kleiner Trick für nächste Woche: Mittwoch, Donnerstag oder Freitag frei nehmen, um vor dem Samstag schon mal alles zu erledigen, was einem die Zeit am Samstag raubt: putzen, Wäsche, einkaufen.

Sehr nützlich ist auch ein freier Tag am Montag. Wenn alle wieder zur Arbeit müssen, das zu erledigen, was man eigentlich am Samstag oder Sonntag vorhatte.

Oder Sonntagvormittag ins Büro zu gehen, wie ich soeben. Jetzt habe ich schon mal rechtzeitig im Voraus festgestellt, dass das Netzteil meines Rechners kaputt gegangen ist und ich Montag davon nicht unangenehm überrascht werde.

Und sie Sonne scheint immer noch, man könnte also auch noch einen winzig kleinen Ausflug machen oder sich eine Ausstellung irgendwo ansehen, oder am Abend ins Kino gehen mit 'ner Freundin...

Das Wochenende ist erst um Mitternacht zuende!

Lieber Gruß
Paula

Anonym hat gesagt…

was erwartest Du vom WE? Wenn es dich für die Ödnis einer grauen, ereignislosen Woche im November entschädigen soll, dann wirst Du zwangsläufig enttäuscht. Die meisten Leute sind am Wochenende damit beschäftigt, die Wohnung zu putzen und den ganzen Kram zu erledigen, der so anfällt. Wenige beschäftigen sich mit ihren Hobbys. Deins ist es am Rechner zu sitzen. Kein Grund zur Panik. Lass Dir bloß nicht einreden, dass es anderen Leuten besser geht und sie zwei Tage JubelTrubelHeiterkeit erleben.
Das Thema hatten wir übrigens letztens noch in einer Raucherpause und stellten fest, dass alle vom WE irgendwie enttäuscht sind,man aber trotzdem nur darauf (und auf den Urlaub)hinlebt.

Anonym hat gesagt…

Mein Wochenend-Schweinehund hat 7 Leitsätze, die ich immer wieder widerlegen muss:

1. Zwei Tage sind eine lange Zeit -- falsch, sie zerrinnen wie in einer Eieruhr

2. Am Sonntag scheint die Sonne und weckt Lust auf Natur - daneben, wenn man Glück hat scheint von 4 Wochenenden pro Monat an einem die Sonne

3. Ausschlafen bringt Erholung - völlig daneben, weil mein Rhythmus völlig durcheinander gerät und ich mich nach dem "Ausschlafen" ziemlich mies und antriebslos fühle.

4. Alle Paare erleben Schönes am Wochenende, nur ich nicht
- Quatsch, am Wochenende passieren die schlimmsten Streitereien, Paare öden sich an oder müsssen langweilige Pflichtbesuche bei Kaffee und Kuchen absolvieren. Junge Leute schlafen 2 Tage lang ihren Rausch vom Freitagabend aus.

5. Man kann am Wochenende alles nachholen, was man in der Woche nicht geschaffft hat - Denkste, man schafft höchstens eine Kleinikeit, und hat - wenn überhaupt - großes Lob dafür verdient

6. Erholung ist reine passive Entspannung - aber weit gefehlt! Erholung hat was mit "holen" zu tun, Energie aus etwas schöpfen, das setzt Aktivität voraus.

7. Du darfst die freie Zeit erst genießen, wenn
- der Boden gesaugt
- die Toilette geputzt
- die Wäsche gebügelt
- der Schreibtisch aufgeräumt
- der Kühlschrank gefüllt
- die Fenster geputzt sind

Bekloppt: DAS IST HARTE ARBEIT UND SOLLTE AUF JEDEN EINZELNEN TAG VERTEILT WERDEN

Erst wenn ich meinen Schweinehund mit alle diesen Antworten in seine Ecke verwiesen habe, kann ich das Wochenende genießen (leider ist es dann meistens schon wieder vorbei!)

P.

Anonym hat gesagt…

Ach - die anderen pimpen ihre Wochenende nur verbal auf - wer gibt schon gerne zu, dass er eigentlich keine sensationellen Hobbies hat, das man in Ermangelung eines grossen Freundeskreise, die natürlich auch alle am WE Zeit haben, jeden Sonntag bei Mutti zum Essen einfindet, etc.pp

Also alles wird gut ;)

Lily hat gesagt…

Ihr seid lieb- alle zusammen. Was mir solche Gedanken gemacht hat, war, dass ich mich nicht dazu bringen kann, Sachen zu tun, die schön wären, sondern auch die absage, und dann hier rumsitze und kaum die AUgen aufkriege. An der Schilddrüse kanns mittlerweile nicht mehr liegen, und ich weiß auch, dass es besser wird, wenn ich was unternehme, egal was- aber es ist manchmal wirklich unmöglich, was anderes zu tun als die Finger über die Tasten zu bewegen.
Ich werde ab morgen mal Johanniskraut nehmen, und vielleicht ab und zu ins Solarium, damit wenigstens die Lichtbilanz wieder stimmt. Und was ihr über die Wochenenden anderer Leute sagt, stimmt mich doch was fröhlicher...
Herzlich Willkommen, Mrs Rightsucht :-)

Lily, dankbar :D

Anonym hat gesagt…

Vorsicht, Johanniskraut steht im Ruf, die Wirkung von "regulären" Medikamenten zu beeinflussen (durch Aktivierung von Leberenzymen, die deren Abbau beschleunigen) und zu allem Überfluß noch phototoxisch zu wirken (wer jemals im Sommer einen Wespenstich mit 4711 versorgt hat, hat eine Vorstellung davon).
Ich wäre allerdings einer der letzten, die einem (noch so milden) AD das Wort redeten...

Anonym hat gesagt…

Blick auf das Wochenende eines Paares am Niederrhein: ER steht zwei Tage in der eiskalten Garage und versucht, das 15 Jahre alte Auto Tüv fähig zu machen, SIE kümmert sich um die Wasch- und Putzangelegenheiten des Hauses. Besuche, Feiern, Ausflüge o. ä.: Fehlanzeige.

Falcon hat gesagt…

Paulas "Montag-hab-ich-noch-frei"-Tipp ist klasse.
Nicht zu müssen wenn alle müssen steigert das eigene Wohlbefinden ganz enorm.
Ansonsten halte ich den Wunsch, das Wochenende möge einen von aller Mühsal der Woche befreien, auch für nicht ganz unproblematisch, einfach weil dann die Erwartungshaltung zu hoch wird.
Hast Du einen Katzensitter? Falls ja, dann fahr einfach mal Samstags morgens (oder besser noch am Abend vorher) los.
Einfach so, auf gut Glück und gar nicht so ewig weit weg; einfach nur, um die bekannte Umgebung ein Stück hinter sich zu lassen.
Und ja, Sonnenbank an einem trüben Tag kann wunder wirken (Sonnenbank an jedem Tag hingegen lässt Dich optisch zum Krokodil werden).

Frau Vau hat gesagt…

Liebe Lily, ich weiß was Du meinst.. Du wartest, weißt aber nicht worauf...
Das kenne ich nur zu gut - Sonne hilft. Auf jeden Fall!

Ganz lieben Gruß und danke fürs Mitwarten.. ;-)

Anonym hat gesagt…

Auch Frau Diagonale scheint nicht so recht klarzukommen - Kommentar Nr. 3 könnte vielleicht helfen?

Anonym hat gesagt…

Meine persönlichen Strategien:

Nicht ausschlafen, wenn man nicht der Typ dafür ist. Nur weil "man" sich am Wochenende auszuschlafen hat? Wer ist dieser "man" überhaupt?

Aufstehen, sobald ich wach werde. Das Schreiben gleich morgens erledigen, beim Frühstück, dann wirkt es eher als "Potentialanalyse" denn als "Vergangenheitsbeschreibung".

Dem Schweinehund vielleicht eine Freude gönnen. EINE. Wäsche waschen ODER Fenster putzen. EIN Fenster. EINE Maschine Wäsche.

DANN: Freizeit. Verdient. Juchu! Wonach ist mir? Nicht: Wonach sollte mir sein?
Spielen. Spielen weckt die Lust am Leben. Mit Bastelzeug hantieren, die Kamera beim Auslösen in alle absurden Richtungen drehen, Katze oder Hund triezen - spielen! Ausgiebig.

Anwesend sein und in sich hineinhören. Dafür eignet sich das Wochenende. "Du wartest auf etwas, weißt aber nicht worauf"?
Du wartest auf... Dich!